27.04.2007, 23:38 #1
Deutschland ist eines der niederschlagsreichsten Länder der Erde. Rund 840 Liter Regen und Schnee fallen durchschnittlich pro Jahr auf jeden Quadratmeter – doch leider nur statistisch betrachtet. Denn während sich weite Teile Ostdeutschlands mit einem Niederschlags-Maximum von 600 Litern begnügen müssen, geht über anderen Regionen wie z.B. Oberbayern oder dem Harz gut die doppelte Menge nieder. Dabei kommt es zu immer extremeren Ausschlägen: auf der einen Seite Unwetter wie im August letzten Jahres in Berlin, bei dem am Flughafen Tegel mit 126 Litern in drei Stunden die höchste Niederschlagsmenge des Jahres gemessen wurde, und auf der anderen Seite länger andauernde Trockenperioden, in denen es beispielsweise im Rhein-Main-Gebiet schon zu Trinkwasserengpässen gekommen ist. Für Gartenbesitzer sollte es deshalb ein Gebot ökonomischer und ökologischer Vernunft sein, Regenwasser zu sammeln, um auch in Zeiten großer Hitze und Trockenheit auf den Einsatz von wertvollem Trinkwasser so lange wie möglich verzichten zu können. Regentonne Die Regentonne ist die einfachste Art, Wasser zu sammeln. Es gibt sie im Prinzip in drei Varianten: aus Kunststoff in unterschiedlichen Qualitäten und Formen beispielsweise als Amphore, Hinkelstein, Mauerstück oder Säulentank, die klassischen Fässer aus Holz, oder aus einer Kombination beider Materialien d.h. innen eine starke, frostfeste Kunststoff-Folie, außen Holzlatten. Die Preise liegen dabei je nach Material und Größe zwischen 20 und einigen hundert Euro. Die wohl größte “Regentonne” auf dem Markt, ein 6.000-Liter-Fass im bewährten Materialmix der Firma Beckmann mit einem Durchmesser von knapp 3 Metern und 88 cm Höhe, gibt es z.B. für 569,95 Euro. Als Zulauf dient häufig eine Klappe im Fallrohr, wie man sie an den meisten älteren Häusern mit Garten findet. Das einfache System hat allerdings einen entscheidenden Nachteil: Jemand muss die Klappe, wenn der ersehnte Regen fällt, öffnen. Ist niemand zu Hause, gibt’s auch kein Wasser. Öffnet man sie dagegen vor dem Weggehen, landet auch der ganze Schmutz von Dach und Regenrinne in der Tonne, und das mögliche Überlaufen des Fasses könnte Schäden anrichten. Sinnvoll ist es daher, statt der Klappe einen sogenannten „Füllautomat“ oder “Regensammler” in das Fallrohr einzubauen. Dieses System für rund 25 Euro sorgt nicht nur “automatisch” für den Wasserzulauf, sondern ebenso selbständig für den Schmutzwasserablauf von Niesel- oder Taunässe sowie des beginnenden Regens und – korrekt eingebaut – dient es auch als Überlaufschutz. Um das Wasser lange frisch zu halten und die Bildung von Algen und Mückenbrutstätten zu verhindern, sollten Regentonnen aus dunklem Material gefertigt sein, einen Deckel haben, der auch Kinder und Kleintiere schützt, und im Idealfall im Schatten stehen. Möglich ist es auch, mehrere Tonnen miteinander zu verbinden, entweder per Überlauf oder besser noch in Bodennähe. Denn durch das Prinzip kommunizierender Röhren herrscht dann in allen Regenfässern stets gleicher Wasserstand. Zisternen Angesichts stetig steigender Wasserkosten kann eine Zisterne eine sinnvolle Alternative sein. Soll sie nur der Gartenbewässerung dienen, lohnt sich der Einbau vor allen Dingen unter zwei Voraussetzungen: Sie wird im Zuge eines Hausbaus gleich mitgeplant und errichtet, und das gespeicherte Regenwasser wird tatsächlich ge- und verbraucht, da man beispielsweise einen großen Garten in einer eher regenarmen Region besitzt. Ohne Regenwassernutzung im Haus z.B. für die Toilettenspülung sollte man sich auf jeden Fall für eine der günstigsten Varianten entscheiden: entweder eine Zisterne aus übereinandergeschichteten Betonringen, die den Vorteil bietet, voll belastbar und befahrbar zu sein, oder ein Kunststoff-Erdtank. Da die Kosten für größere Speicherkapazitäten dabei nicht proportional ansteigen, lohnt es sich, gleich für den maximalen Bedarf vorzusorgen. Um die Wasserqualität muss man sich dabei keine Sorgen machen, denn dank konstant kühlen Temperaturen und absoluter Dunkelheit bleibt das Wasser so gut wie unbegrenzt frisch. Eingeleitet wird das Regenwasser über ein Fallrohr, wieder nach oben befördert mittels einer normalen Gartenpumpe. Darüber hinaus muss man auch für einen geregelten Überlauf sorgen, entweder in die Kanalisation, einen Gartenteich oder Versickerungsflächen Teich Will man einen Teich als Regenwasserspeicher nutzen, müssen Größe, Bauweise und Bepflanzung stimmen. Das heißt: Der Teich sollte eine Mindestgröße von 30 bis 40 Quadratmetern mit flachen Uferzonen und eine Tiefe von 100 bis 150 cm besitzen. Als Baumaterial eignet sich nur Folie, da Naturstoffe wie Ton oder Bentonit bei sinkendem Wasserspiegel Risse bekommen können. Ebenfalls an die “Wechselbäder” angepasst müssen die Pflanzen am Teichrand sein. Da in der Tiefe das beste, sauerstoffreichste Wasser zu finden ist, sollte dieser Bereich möglichst groß ausfallen und die Wasserentnahme stets aus den flacheren Zonen erfolgen. Dadurch vermeidet man im Normalfall die Übersäuerung und zu starke Nährstoffanreicherung. Wird das Regenwasser einer großen Dachfläche direkt in den Teich geleitet, kann es zu Überschwemmungen kommen. Deshalb muss auch hier ein Überlauf entweder in die Kanalisation oder einen Versickerungsbereich eingeplant werden. Man kann einen Teich allerdings auch indirekt in der Funktion als Überlaufbecken einer Zisterne als Regenspeicher nutzen. Da dann immer nur geringere, mit abgestandenem Wasser vermischte Mengen in den Teich fließen, besteht die Gefahr des “Umkippens” nicht und man erspart sich den Anschluss der Zisterne an die Kanalisation. Fördermittel Da die Vergabe von Fördermitteln für die Regenwassernutzung in der Zuständigkeit von Städten und Gemeinden fällt, lassen sich darüber keine allgemeinen Aussagen machen. Die Stadt Heidelberg fördert beispielsweise “Regenwasserbehälter ab einem Volumen von mindestens 0,5 Kubikmetern” mit “bis zu 25% der zuwendungsfähigen Kosten, maximal 100 Euro je Kubikmeter Speichervolumen”. Die Förderung muss zurückgezahlt werden, falls die Anlage nicht mindestens 10 Jahre in Betrieb bleibt – ein Zeitraum, in dem sich Zisternen in der Regel auch amortisiert haben. Die Stadt München dagegen empfiehlt zwar ihren Bürgern die Verwendung von Regenwasser für den Garten, fördert dies aber mit keinem Cent. Wer eine Anschaffung zum Auffangen von Regenwasser plant und sei es nur eine Regentonne, sollte sich also unbedingt bei der zuständigen Behörde über die mögliche Förderung informieren. Wasser sparen Bevor man sich riesige Regenwasserbehälter in den Garten stellt, sollte man wissen, dass sich beim Gießen eine Menge Wasser sparen lässt durch: Gießen nur am Morgen oder Abend. Regelmäßiges Hacken von offenem Boden zerstört “Kanäle” in der Erde und verlangsamt die Verdunstung. Mulchen, das heißt das Bedecken der Erde mit langsam verrottendem Pflanzenmaterial wie Rinde, Häckselgut, Grasschnitt etc., hält die Feuchtigkeit länger im Boden. Bei neu gepflanzten Bäumen, Büschen, Hecken oder durstigen Pflanzen wie Tomaten oder Oleander ein Stück Schlauch zum Gießen miteingraben. So gelangt das Wasser direkt an die Wurzeln, wo es gebraucht wird. Balkonkästen und Töpfe mit integriertem Wasserspeicher kaufen, das erspart Arbeit und vermeidet unnötige Verdunstung auf der Erdoberfläche. Nicht wahllos alles beregnen, sondern die Pflanzen nach Bedarf direkt am Boden wässern. Vielen Pflanzen bekommt es besser, gar nicht so oft gegossen zu werden. Sie bilden dann längere Wurzeln aus, Obst und Gemüse entwickelt weniger wässrige, geschmacksintensivere Früchte. Rasen verträgt es, auch mal braun zu werden. Er erholt sich beim nächsten kräftigen Regenschauer. Pflanzen nach dem örtlichen Klima auswählen, z.B. in sehr trockenen Regionen vielleicht lieber Lavendel statt der durstigen Hortensien. Schon bei minimalem Gefälle fließt das Wasser bei einem kräftigen Strahl ungenutzt davon. Hier gilt es Nieselregen zu simulieren, damit sich die Erde langsam durchfeuchten kann. Also lieber mehrere Runden durch den Garten drehen. Der Gießerfolg lässt sich leicht testen: eine Handschaufel ganz in die Erde stecken und den Boden auseinander drücken. Die Erde sollte bis zum Ende der Schaufel feucht sein. Prinzipiell lieber seltener und dafür intensiver gießen.
Quelle: http://www.geldsparen.de/inhalt/haus…4&opensub=1132