“Der Traum vom perfekten Kind” – eine Rezension

  1. 22.10.2013, 16:43 “Der Traum vom perfekten Kind” – eine Rezension #1

    Die Story im Ersten: Der Traum vom perfekten Kind

    Film von Patrick Hünerfeld

    Das Erste

    Montag, 21.10.13
    22:45 – 23:30 (45 Min.)

    Der Traum vom perfekten Kind Ein perfektes Kind, mit nur wenigen einfachen Tests während der Schwangerschaft – das ist die Verheißung der neuesten gentechnischen Verfahren. Sie werden das Kinderkriegen, so wie wir es kennen, von Grund auf verändern. Die ersten neuen Bluttests, die gezielt nach bestimmten Behinderungen beim Ungeborenen suchen, sind bereits auf dem Markt. Aber das ist erst der Anfang. Die Wissenschaft ist schon einen Schritt weiter. Kürzlich gelang bereits der komplette Gen-Check des ungeborenen Kindes – am Anfang der Schwangerschaft, aus einer einfachen Blutprobe der werdenden Mutter, ohne das Kind durch einen Eingriff zu gefährden.

    “Der Traum vom perfekten Kind” zeigt eindrucksvoll, wie diese neue Technologie unsere Gesellschaft verändern wird und vor welchen schwierigen Entscheidungen werdende Eltern nun stehen. Über Monate wurden mehrere Paare, die ein Kind erwarten, hautnah begleitet. Deutlich wird, in welche Konflikte sie durch die Untersuchungen geraten – und welche enormen Herausforderungen die neue Technik in die Schwangerschaft hineinträgt. Dabei zeigt sich: Von vielen unbemerkt, hat die Zukunft, die “schöne neue Welt”, längst begonnen.

    (Quelle: http://programm.daserste.de/pages/un…D3918A7D67DC08)

    Ich habe diese Dokumentation gestern Abend im “Ersten” gesehen, und empfand vieles, was in dieser dargestellt wird, als nahezu beängstigend. Wer gibt einer Frau, wenn sie ein Kind mit einer Behinderung erwartet, überhaupt das Recht, eine Abtreibung vornehmen zu lassen – egal, in welchem Stadium der Entwicklung sich der Fötus befindet (vgl. meinen Thread zum Thema “Spätabtreibung”)?! In der Reportage äußerte eine werdende Mutter, dass sie ihr Baby abtreiben lassen würde, wenn ein entsprechender Gen-Test deutliche Hinweise auf das Vorliegen des sogenannten Down-Syndroms geben würde. Sie könne sich nicht vorstellen, mit einem solch “kranken Kind” zu leben. Dann sollte die werte Dame dem Kind aber doch zumindest das Recht auf sein Leben zusprechen und es nach der Entbindung zur Adoption freigeben lassen.

    Wie im Film angesprochen, ist man zurzeit auf dem “besten” Wege, eine Art Mensch, und zwar die Art, die das Down-Syndrom aufweist, regelrecht “auszurotten”.



    Beeindruckend war eine Theateraufführung von Schauspielern mit Trisomie 21. In einem sich anschließenden Interview gaben alle der Schauspieler an, dass sie niemals an ihrem Down-Syndrom gelitten hätten. Sie seien halt einfach etwas anders als die sogenannten normalen Menschen. Aus meiner Sicht stand der Film aber unter dem “Dogma” einer – wie so häufig – falsch verstandenen Toleranz. Immer wieder wurde explizit betont, dass Eltern nach einem Gen-Check an ihrem ungeborenen Kind (bei Feststellung von sogenannten Defiziten/Behinderungen) eben selbst entscheiden müssten, ob sie ihr Kind nun abtreiben lassen wollen oder nicht. Es sei nur am Rande erwähnt, dass es sich bei allen Fallbeispielen, welche in der Reportage dargestellt werden, um Wunschkinder handelt.

    Der Autor des Films, Patrick Hünerfeld, scheint von den Möglichkeiten der pränatalen Diagnostik ausgesprochen angetan. Der Kehrseite selbiger, nämlich der, dass wie im “Dritten Reich” zwischen (vermeintlich) lebenswertem und (vermeintlich) nicht lebenswertem Leben unterschieden wird, wurde aus meiner Sicht viel zu wenig Beachtung geschenkt.

    Hier sind dringend die Humangenetiker gefragt. Ein Verbot der Gen-Checks scheint keine Option zu sein, wohl aber sollte dringend und ausführlich darüber aufgeklärt werden, wie lebenswert ein Leben mit Down-Syndrom sein kann. Zudem sollten aus meiner Sicht Spätabtreibungen aus dem genannten Grund (welcher nach meinem Dafürhalten keinen Grund darstellt) verboten werden.

    Und im Übrigen konnte ich mir früher auch vieles nicht vorstellen, aber nun ist es so – und siehe da – ich komme mit den “Begebenheiten” zurecht. Vielleicht würde eine Mutter, wenn sie ihr Neugeborenes (mit Trisomie 21) im Arm hält, möglicherweise die große Liebe zu ihrem Kind spüren – und mit ihren Aufgaben wachsen. Andernfalls bleibt, wie oben bereits erwähnt, immer noch die Möglichkeit der Freigabe zur Adoption.


    Mord unter Gesichtspunkten der Selektion sollte meines Erachtens unter Strafe gestellt werden.

    Natürlich bin ich mir der Tatsache bewusst, dass ich mit dieser Meinung recht alleine dastehe und dass es in der Realität niemals zu entsprechenden Strafen (und mithin der Änderung wesentlicher Gesetze) kommen wird.

    Schließlich gehört der Bauch der Mutter doch der Mutter …

    24-2269106
    Und wie sieht es mit dem Schutz des Lebens und dem Recht auf Leben aus? In Artikel 2,2 unseres Grundgesetzes heißt es:
    “Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.”

    Zudem lautet der letzte Satz des Artikels 3,3 wie folgt: “Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.” Auch im Laufe der Schwangerschaft nicht, müsste an dieser Stelle noch ergänzt werden. Denn irgendwann und irgendwo sollte das Recht der Mutter auf ihren Bauch in gewisse Schranken gewiesen werden …

  2. 28.11.2013, 01:18 “Der Traum vom perfekten Kind” – eine Rezension #2

    Ich wage mich eigentlich gar nicht dir zu antworten und dennoch muss ich es tun. Es ist so eine innere Unruhe in mir. Weißt du als Meine Mutter meine kleinste Schwester bekam, da war sie schon in den Wechseljahren. Meine Schwester hatte von Anfang an Zucker und musste gespritzt werden. Weißt du wie das aussieht, wenn so ein kleiner Körper von Nadeln durchstochen aussieht?. Jetzt ist meine Schwester 20, halb blind und hat auch sonst noch viele Krankheiten. Sie lebt immer noch bei meiner Mutter,weil es anders einfach nicht geht. Sie wird nie einen Beruf erlernen, kinder haben oder einen Urlaub machen. Meine Schwester hat schon ein paar mal gesagt, dass sie lieber nicht geboren worden wäre und das schlimme daran-ich kann sie verstehn.

  3. 28.11.2013, 11:56 “Der Traum vom perfekten Kind” – eine Rezension #3

    Hallo Sencte, meine Oma war sich im Alter von 44 Jahren 1958 sogar sicher, in den Wechseljahren zu sein, als die Menstruation ausblieb, konsumierte eifrig “Schlafsternchen” sowie “Contergan” … 1959 brachte sie einen kerngesunden Sohn zur Welt. Was du in deinem Beitrag schreibst, soll mir wohl zu verstehen geben, dass du für Spätabtreibungen jedweder Art bist und deine Schwester auch besser hätte abgetrieben werden sollen, oder? KRASS! Im Übrigen gibt es auch körperlich gesunde Menschen, die nicht mehr leben wollen, weil sie beispielsweise Depressionen haben. An welchen Krankheiten leidet deine kleine Schwester genau?

    Glashaus

  4. 28.11.2013, 12:50 “Der Traum vom perfekten Kind” – eine Rezension #4

    Diese Entwicklung erinnert mich an den Film “Gattaca”. Dort wird eine Zukunft geschildert in der solche Verfahren sich in der gesamten Gesellschaft durchgesetzt haben und man zur Zeugung eines Kindes erstmal den “Hausgenetiker” konsultiert um ihn das bestmögliche Kind “herstellen” zu lassen. Das Ergebnis ist halt eine Welt voller Menschen die zwar perfekt sind, sich dadurch aber nicht mehr voneinander unterscheiden. Als Gegenentwurf zu diesen Leuten gibt es eine Unterschicht aus “natürlich Geborenen”, die ihrer Makel, Krankheiten und anderer Unzulänglichkeiten vom Aufstieg und jeder Perspektive ausgeschlossen sind und wie Wanderarbeiter durchs Land ziehen.

    Großartiger Film mit Uma Thurman… Vielleicht lohnt sich ja das Anschauen, wenn man sich schon mit dem Thema beschäftigt.

  5. 28.11.2013, 13:31 “Der Traum vom perfekten Kind” – eine Rezension #5

    Hallo Ulrike, ich habe diesen Film nicht gesehen, deshalb kann ich dazu nichts sagen. Ich sehe dieses Thema nicht so Pauschal wie du. Ich bin dagegen, dass an Genen herumgebastelt wird damit nur noch “gesunde Baby´s” geboren werden. Ich bin auch gegen eine Spätabtreibung, es sei denn, das Leben der Mutter ist gefährdet. Ich bin aber nicht generell gegen Abtreibung in den ersten drei Monaten. Ich finde, es gibt Lebenssituationen, in denen besser kein Kind hinein geboren wird. Natürlich finde ich es besser, wenn dann das Kind zur Adoption frei gegeben wird, als wenn es abgetrieben wird, doch es ist auch nicht ganz einfach, ein Kind auszutragen um es dann zur Adoption frei zu geben. Oftmals haben diese Frauen dann den Rest ihres Lebens psychische Probleme. Behinderte haben für mich genau so ein recht auf Leben, wie gesunde Menschen, doch ich bin dagegen, dass Ärzte auf Teufel komm raus, ein Kind, was von Natur aus nicht Lebensfähig ist, zig mal reaniemieren u. an hunderten von Schläuchen anschließen, nur damit sie sagen können, wir haben es geschafft, es lebt. Ich kenne einen Fall, bei dem das ungeborene Leben im Bauch der Mutter am Darm operiert wurde, weil es einen Darmverschluß hatte, die Mutter ist bei dieser Operation fast gestorben. Bei der Geburt wog es dann nur 500 Gramm. Es wurde mehrmals reanimiert u. anschließend an viele Schläuche angeschlossen. Es ist blind, taub u. kann nicht sprechen, es ist schwerstbehindert u. kann nicht laufen, muß künstlich beatmet u. ernährt werden. Meinst du, dass dieses Kind sein Leben wirklich Lebenswert findet? Du schreibst, im Grundgesetzt steht: Jeder hat das Recht auf Leben u. auf körperliche Unversehrtheit. Müßte da nicht auch stehen: Jedes Leben hat auch das Recht sterben zu dürfen? Ich habe selbst einen Sohn mit einer Behinderung u. ich liebe ihn von ganzem Herzen. Ein Kind wie ich es oben beschrieben habe, hätte ich aber schwerden Herzens aus Liebe gehen lassen, denn ich finde, jedes Kind, jeder Mensch, hat auch ein Recht auf ein lebenswertes Leben. Liebe Grüße

    Maomi

  6. 28.11.2013, 16:50 “Der Traum vom perfekten Kind” – eine Rezension #6

    Liebe Maomi, in dem Film bzw. der Reportage, über welche(n) ich eine Rezension verfasst habe, geht es ausschließlich um Wunschkinder, wie ich es ja auch explizit erwähne. Zudem beschäftigt sich die Reportage, wie ich ebenfalls angeführt habe, schwerpunktmäßig mit dem sogenannten Down-Syndrom. Wenn das Leben der Mutter gefährdet ist, befürworte ich selbstverständlich auch eine Abtreibung. Aber hierbei handelt es sich um Ausnahmen, welche in dem von mir rezensierten Film nicht thematisiert werden. In dem Fall des Kindes, welchen du schilderst, würde ich dir selbstredend zustimmen, wenn du schreibst, dieses Leben hat das Recht darauf, sterben zu dürfen. Dieses Leben (?) existiert schließlich ohnehin nur aufgrund künstlicher Beatmung, Ernährung etc. Andernfalls hätte es sich schon längst sein Recht auf den Tod genommen. Was mich an der Reportage so fassungslos gemacht hat, ist die Tatsache, dass man im Begriff ist, eine ART Mensch, und zwar die vom Down-Syndrom betroffene, gezielt zu eliminieren.

    Mir ist auch erst vor einiger Zeit bewusst geworden, warum man Kinder/Jugendliche mit der entsprechenden Behinderung kaum noch antrifft …

    Zu meiner Kindheit waren Altersgenossen mit Trisomie 21 keine “Rarität”; man kannte sie und hatte auch Kontakte zu ihnen.

    Liebe Grüße von Glashaus

  7. 29.11.2013, 00:20 “Der Traum vom perfekten Kind” – eine Rezension #7

    Nein ich bin nicht komplett für Abtreibung. Aber es gibt fälle da ist es nicht schlecht das Es so was gibt. Wenn man vorher schon sieht, das, das Kind nie gesund sein wird. Oder wenn es wie bei meiner Schwester klar auf der Hand liegt. Oder wenn eine Frau durch eine Vergewaltigung schwanger ist. Oder oder oder. Es gibt doch reichlich Gründe, warum man es machen kann und auch sollte.

  8. 29.11.2013, 10:01 “Der Traum vom perfekten Kind” – eine Rezension #8

    Hallo Ulrike, vor einigen Jahren war ich mit meinem jüngeren Sohn in einer Reha, wir waren in kleinen Häusern untergebracht in der bis zu 5 “Familien” wohnten. Darunter war auch ein Kind mit Down-Syndrom. Er war 14 Jahre sah aber eher wie 8 Jahre aus. Er hatte sich mit meinem Sohn angefreundet. Jeden Morgen kam er in unser Zimmer gestürmt um meinen Sohn zu begrüßen, er nahm ihn mit aller Kraft in den Arm u. drückte meinen Sohn so Herzlich, dass ihm fast die Luft weg blieb, dann forderte er Sohnemann auf mit ihm Fußball (Stoffball) zu spielen. Ich habe noch nie einen Menschen mit soviel Energie gesehen, er schien niemals Müde zu sein, wir hatten viel Freude mit ihm. Die Mutter erzählte mir, dass es allerdings auch Zeiten gab, an denen sie nahe am Rand ihrer Kräfte gewesen ist u. nur weil ihre Beziehung zu ihrem Mann, der sie in allem unterstüzte die Kraft gefunden hatte, nicht auf zu geben. Sie liebte ihren Sohn, sagte aber auch, dass wenn sie nochmal Schwanger geworden wäre u. bei diesem Kind auch das Down-Syndrom festgestellt worden wäre, hätte sie das Kind nicht bekommen. Ob man Kinder abtreibt oder nicht u. wenn ja, unter welchen Umständen, ist wohl eine Ethische Frage, ob alles erlaubt ist, was Medizinisch möglich ist. Es ist da wohl sehr schwer, Grenzen zu setzen. Meiner Meinung nach, wird heute viel zu viel in die Natur eingegriffen. Grüßle

    Maomi

  9. 29.11.2013, 12:33 “Der Traum vom perfekten Kind” – eine Rezension #9

    Auch ich bin der Meinung, dass viel zu viel in die Natur eingegriffen wird. Jeder Schwangerschaftsabbruch (welch unpassender Euphemismus) stellt selbstredend einen Eingriff in eben diese Natur dar. Selbstverständlich vertrete ich die Ansicht, dass ein Kind, welches in Folge einer Vergewaltigung entstanden ist, abgetrieben werden darf. Aber auch hier bewegen wir uns wieder im Bereich der Ausnahmen. Liebe Sencte, an welchen Krankheiten leidet deine Schwester denn nun? Bist du also der Meinung, dass alle Babys, bei denen auf dem Wege der pränatalen Diagnostik Diabetes festgestellt werden kann, eliminiert werden sollten?

    Des Weiteren gilt es zu bedenken, dass viele Frauen ihr Leben lang nicht über eine vollzogene Abtreibung hinweg kommen.

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