Eltern von Frühchen sind starker Belastung ausgesetzt

Eltern frühgeborener Kinder müssen oft nicht nur große Sorgen, sondern auch erhebliche Kosten verkraften. Das geht aus einer Studie hervor, die eine neue Stiftung zur Unterstützung Betroffener am Freitag in Berlin vorstellte. Demnach müssen Eltern besonders kleiner Frühchen, die acht oder mehr Wochen vor der Zeit geboren werden, bis zu deren fünften Geburtstag mit einer finanziellen Belastung von durchschnittlich 6.613 Euro rechnen.

In den ersten Jahren geben sie der Untersuchung zufolge jährlich ein durchschnittliches Monatsgehalt für Therapien, Medikamente und Betreuung aus und spulen tausende von Kilometern auf Fahrten zu Ärzten und in Krankenhäuser ab. Oft sind sie mit Problemen am Arbeitsplatz konfrontiert, müssen unbezahlten Urlaub nehmen und Gehaltseinbußen in Kauf nehmen.

Jährlich 15.000 kleine Frühchen

Etwa zehn Prozent aller Neugeborenen kommen zu früh zur Welt, etwa zwei Prozent sogar mehr als acht Wochen vor dem Termin. In Deutschland sind dies jährlich bis zu 70.000 Frühgeborene, davon 15.000 vor der 32. Schwangerschaftswoche, wie der Vorsitzende der Gesellschaft für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin, Christian Friedrich Poets, erklärte. Gerade diese besonders kleinen Frühchen mit erst unvollständig ausgereiften Organen sind nicht nur zu Anfang ihres Lebens hohen Risiken ausgesetzt, sondern auch in späteren Jahren besonders anfällig für gesundheitliche Probleme wie Infektionen, aber auch Entwicklungs- und Koordinationsstörungen oder Leistungsschwächen.

Insgesamt stellten diese Probleme Kinder und Eltern vor große Herausforderungen, sowohl in körperlicher und psychischer, aber auch ökonomischer Sicht, sagte der Neonatologe Matthias Keller aus Innsbruck, der zu den Gründern der „European Foundation for the Care of newborn Infants“ zählt. Die (EFCNI) wurde von Elternverbänden, Wissenschaftlern und Stiftern wie dem Unternehmer Jürgen Popp als erstes europaweites Netzwerk für betroffene Eltern und Kinder ins Leben gerufen, um Unterstützung und Information zu organisieren.

Therapiestunden und Hilfsmittel

In Zusammenarbeit mit der Medizinischen Universität Innsbruck und einem europäischen Forschungskonsortium befragte die Stiftung insgesamt 588 Eltern im deutschsprachigen Raum nach den langfristigen selbstgetragenen Kosten. Einer der größten Blöcke sind demnach die Ausgaben für Therapiestunden gegen Entwicklungsstörungen wie Seh- oder Muskelschwäche. Bis das Kind fünf Jahre alt ist, haben die Eltern der Studie zufolge dafür im Schnitt 1.180 Euro ausgegeben und noch einmal 480 Euro für Medikamente. Dazu kommen Hilfsmittel wie Inhalationsgeräte, Monitore, Brillen und Spezialschuhe bis hin zum Rollstuhl.

Auch die Begleitumstände der Krankenhausaufenthalte und Arztbesuche gehen ins Geld: Ein vor der 32. Woche geborenes Kind bleibt im durchschnittlich erst einmal drei Monate im Krankenhaus; zwei Drittel müssen später wegen Atemwegsinfekten oder anderen Folgeproblemen wieder in die Klinik, in den ersten zwei Lebensjahren sind im Schnitt sechs Nachuntersuchungen jährlich fällig.

Dafür fahren die Eltern der Studie zufolge nicht nur Tausende Kilometer mit dem Auto hin und her. Sie mussten oft auch unbezahlten Urlaub nehmen, was Einkommensverluste bis 1.220 Euro ausmachte, oder wurden in Einzelfällen sogar entlassen. Sind noch Geschwister da, die währenddessen betreut werden müssen, geht auch das ins Geld.

Quelle: Focus.de

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