Bin ich wirklich für ALLES verantwortlich?

  1. 14.08.2014, 18:44 Bin ich wirklich für ALLES verantwortlich? #1

    Hallo, ich suche Ratschlag von Eltern, die vielleicht in einer ähnlichen Situation wie ich sind. Also, ich habe meine beiden Kinder alleine großgezogen, mein Sohn ist letztes Jahr zum Studium ausgezogen, meine Tochter, 19, lebt noch bei mir. Ich bin chronisch krank, habe Fibromyalgie und immer nur halbtags gearbeitet, habe daher in den letzten 10 Jahren nach meiner zweiten Scheidung mit den Kindern von Harz4 gelebt. Meine Tochter hat im Juni ein super Abi von 1,6 gemacht, weiß aber nicht, was sie studieren will, bzw. sie weiß, was sie gerne machen würde, allerdings ist das eher etwas, mit dem man nachher sozusagen “nicht allzuviel” anfangen kann, wie sie sagt und mir auch bestätigt wurde von Menschen, die studiert haben. Mein Vater hat angeboten meinen Sohn zu unterstützen (unsere Familienverhältnisse waren allerdings schrecklich, ich bin Borderlinerin aufgrund von Missbrauch und seelischer Vernachlässigung), wodurch es für meinen Sohn relativ einfach ist, nun zurecht zu kommen. Meine Tochter möchte sich nicht von meinem Vater helfen lassen, was ich ok finde. Mein Problem ist momentan folgendes: Meine Tochter hat seit letztem Jahr ihren ersten Freund, welcher ca. 300 km entfernt lebt, sein Fachabi macht und daher nicht oft bei uns zu Besuch ist. Da seine Mutter nichts von meiner Tochter wissen will und der junge Mann sich nicht durchsetzen kann ( außerdem leben sie sehr beengt), ist er jedes oder jedes zweite Wochenende bei uns. Ich zahle meistens für das Essen, obwohl beide ein Wenig verdienen, und ich ja selber kaum etwas habe. Nachdem ich nun vor kurzem erst erfahren habe, dass, wenn meine Tochter nicht voll arbeiten geht, uns auch noch das Kindergeld gestrichen wird und ich auch unbedingt von der ARGE “loskommen” möchte, habe ich nun unsere zu große und teure Wohnung gekündigt. Ich habe einen Partner, zu dem ich ziehen könnte. Meine Tochter jobbt nebenbei ein bisschen, ich mache ab diesem oder nächsten Semester meine Abschlüsse nach, vielleicht schaffe ich es bis zum Abi, welches ich in ca.4 Jahren hätte.

    Problem ist jetzt- meine Tochter verlangt , dass ich ihr eine Wohnung bezahle, da ich mir so bald wie möglich nichts mehr von der ARGE Zahlen lassen will, wirft mir vor, dass ich sie loswerden wolle, hat haufenweise Ansprüche an “ihre” Wohnung, etc. Ich glaube, ihr Hauptproblem ist allerdings, dass kein Platz mehr für ihren Freund da wäre. In die Wohnung meines Partners können wir nicht ziehen,zumindest nicht zu Zweit, da diese zu klein ist. Wenn ich allerdings unabhängig werden will, kann ich auch keine so große Wohnung mieten, dass ihr Freund noch Platz hätte. Versteht das nicht falsch- er ist sehr ruhig, meine Tochter aber sehr oft extrem angespannt, schlecht gelaunt etc, so dass hier oft die Fetzen fliegen, sie tut auch rein gar nichts im Haushalt. Ich habe natürlich ein schlechtes Gewissen und verstehe, dass sie ihren Freund sehen mag, ich frage mich allerdings-bin ich wirklich dafür verantwortlich, für ihn mitzuplanen? Und alles ihrzuliebe? Wie würdet ihr das regeln?

  2. Gestern, 00:11 Bin ich wirklich für ALLES verantwortlich? #2

    Ich bin etwas verwirrt von deinen Ausführungen. Du schreibst du hast deine Wohnung gekündigt, und “könntest” zu deinem Partner ziehen. Hast du noch keine klaren Pläne für deinen Umzug? Hast du mit deiner Tochter vor der Kündigung darüber gesprochen und ihre Meinung eingeholt? Mir ist auch nicht ganz klar warum ihr Freund relevant für die Wohnsituation ist. Wenn es Platz für ein Zimmer für sie gäbe, dann könnte ihr Freund doch eigentlich weiterhin zu Besuch kommen, oder nicht? Oder hat er vorher in einem Gästezimmer geschlafen? Für mich liest es so, als steht deine Tochter ziemlich plötzlich vor unfertigen Tatsachen. Eure gemeinsame Wohnung ist gekündigt, aber sie kann nicht mit zu deinem Freund ziehen. Sie hat also gerade keinen Studienplatz, kein volles Einkommen und bald auch keine Wohnung mehr. Natürlich ist sie schon erwachsen, aber mit 19 trotzdem noch sehr jung. In dem Alter brauch man durchaus noch die Hilfe der Eltern für einen so großen Schritt wie die erste eigene Wohnung.

    Zu erwarten das du ihr eine Wohnung bezahlt scheint mir bei deiner Situation sehr unrealistisch, ich verstehe aber, warum dieser Wunsch von ihr kommt. Für mich liest sich das auch so als schmeißt du sie zwar nicht explizit raus, schaffst aber Umstände, die es unmöglich machen das sie sich nicht eine eigene Wohnung sucht.

    Ich finde es wäre angebracht dich mit ihr zusammen über Möglichkeiten der Wohnungsfinanzierung zu informieren. Finde mit ihr raus ob sie Hilfe vom Staat bekommen könnte, Bafög oder Wohngeld etc. Ich fände es auch passend, wenn du ihr bei der Wohnungssuche hilfst.

    Wenn du doch weiter in einer kleinen Wohnung mit ihr Wohnen möchtest, dann setzte klare Regeln. Setze einen Betrag fest, den sie für Unterkunft und Verpflegung an dich abtreten muss. Leg mit ihr fest, welche Arbeiten sie in der neuen Wohnung zu übernehmen hat.

  3. Gestern, 09:02 Bin ich wirklich für ALLES verantwortlich? #3

    Hallo und vielen Dank für die Antwort, ich sehe es ja eigentlich genauso, bis auf ein paar Dinge: Ziemlich plötzlich war die Kündigung letztendlich nicht, wir (meine Tochter und ich) wissen schon seit einem Jahr, dass wir aus dieser Wohnung ausziehen müssen. Und dass man natürlich seine Wohnung meistens kündigt, ehe man eine neue hat, ist auch relativ normal, ich bin 25 mal umgezogen und hatte fast nie schon zum Kündigungszeitpunkt eine neue Wohnung, das hat meine Tochter nur eben vorher nie mitbekommen. Jetzt ist sie erwachsen und merkt auf einmal, wie das “echte” Leben wirklich funktioniert. Ich weiß, die Situation war etwas kompliziert beschrieben, also versuche ich es noch ein wenig besser 🙂 Wenn wir eine neue Wohnung finden, würde die erst einmal vom Amt noch gezahlt werden. Ich kann nicht ganztags arbeiten, meine Tochter jobbt nur ohne regelmäßiges Gehalt und spart das ganze Geld für sich selbst ( was ich ihr auch gönne, aber wenn ihr Freund kommt, kauft sie Lebensmittel von MEINEM Geld.Ich habe ihr erklärt dass ich das nicht in Ordnung finde, seine Mutter kümmert sich überhaupt nicht und beide verdienen ja immerhin etwas. Dass ich für ihr Essen bezahle, ist ja klar, aber für seines?). Spätestens ab Ende des Jahres will ich nichts mehr mit der ARGE zu tun haben und die Miete selber weiterzahlen, zusammen mit ihr. Ich suche gerade eine kleine Wohnung, würde ihr die größtenteils überlassen und bei meinem Freund bleiben, das ist auch ok für sie, bzw. das hätte sie ja gerne so. Was mich ärgert, ist, dass sie davon ausgeht dass die Wohnung groß ist und verkehrsmässig so günstig liegt, dass ihr Freund keine 15 Minuten vom Bahnhof/Bus zu ihrer Wohnung hat und sie hat auch relativ hohe Ansprüche daran bzgl. der Ausstattung.Und da sie sich auch nicht sicher ist, ob sie dann nächsten Sommer endlich mit dem Studium anfängt, müsste sie halt wirklich einen Vollzeitjob annehmen, um die Wohnung irgendwann selber zahlen zu können, nagelt mich allerdings darauf fest, dass sie dann noch immer die kleine finanzielle Unterstützung bzw. sogar die ganze Miete von meinem Partner (der angeboten hat, zu helfen) und mir gezahlt bekommt. Diese Ansprüche gehen ein bisschen zu weit, finde ich, sie ist immerhin fast 20, auch wenn es jetzt absolut nicht so ist, dass ich mich einfach von heute auf morgen nicht mehr für sie verantwortlich fühle.

    Ich hoffe, das ist jetzt ein bisschen verständlicher, ist immer schwierig, anderen eine Situation zu erklären, denke ich.

  4. Gestern, 10:37 Bin ich wirklich für ALLES verantwortlich? #4

    Gut, jetzt verstehe ich ein paar Dinge besser. Über ein Jahr Vorlauf ist natürlich etwas ganz anderes als die üblichen 3 Monate Kündigungsfrist die man als Mieter meist hat. Beteiligt deine Tochter sich den an der Wohnungssuche, wenn sie solche Ansprüche hat? Wenn nicht, dann würde ich sie da schnellstens mit einbeziehen. Wenn sie eine Wohnung mit guter Anbindung findet, die vom Amt übernommen würde, dann wäre das doch sicher nicht schlecht. Außerdem würde sie wohl ein besseres Gefühl für die Mietpreise und Optionen bekommen, wenn sie selbst Anzeigen wälzt und Vermieter anruft. Ich verstehe das mit dem Studium und Job nicht ganz. Sie weiss noch nicht, ob sie studieren möchte. Möchtest du das sie in der Zeit zum nächsten Sommersemester einen Vollzeitjob annimmt, oder möchtest du das sie Vollzeit arbeitet wenn sie sich bis zum Sommersemester nicht zu einem Studium entschieden hat? Habt ihr überlegt was passiert falls sie studieren geht? Mehr als jobben gehen ist während des Studiums schließlich auch nicht drinne. Ich denke die beste Idee wäre es wenn du dir ganz klar und gegliedert überlegst, wie du die verschiedenen Situationen handhaben willst, und ihr dass dann in einem ruhigen Gespräch ganz klar mitteilen, so dass sie genug Zeit hat sich ihre Situation und ihre Zukunft zu überlegen. Schlüssel ihr klar auf, welche finanziellen und haushaltlichen Unterstürzungen du erwartest z.B. das wenn sie sich nicht für das nächste Sommersemester einschreibt, dass sie dann monatlich x € für Miete und Verpflegung an dich zahlen muss, dass sie wochentags den Haushalt alleine führen muss, dass für jedes Wochenende an dem ihre Freund bei euch ist noch mal Y€ Verpflegungsgeld dazu kommen etc. Sag ihr welche Einrichtungsgegenstände sie aus eurer jetzigen Wohnung mitnehmen kann, was du mitfinanzieren würdest, und was sie selber kaufen müsste. Sag ihr deutlich das sie von euch keine monatliche Unterstützung bekommt, wenn sie voll arbeitet, wie viel du an Verpflegungskosten für ihren Freund erwartest etc.

    Im Idealfall macht ihr das auch noch mal schriftlich fest, dann gibt es später auch keine Streitereien über Missverständnisse.

  5. Gestern, 18:31 Bin ich wirklich für ALLES verantwortlich? #5

    Ui ist das viel, ich versuche mal auf einiges zu antworten.
    Meine große Tochter ist auch 19, hat allerdings im vorigen Jahr ihr Abi gemacht. (Gibt es bei euch noch 13 Schuljahre?). Danach absolvierte sie ein kulrurelles Jahr bzw jetzt heißt es Bundesfreiwilligendienst, um etwas Geld zu verdienen, ab Oktober geht sie zum Studium. Dazu zieht sie auch aus, wenn auch nur gut 40km weiter. Auch ich habe erlebt und erlebe es noch, dass ,,Kinder” in dem Alter vieles recht locker sehen, uneinsichtig sind, die Ansprüche viel höher als der Geldbeutel sind (Nun weiß sie allerdings, dass man in zwei Stunden nicht eine ganze preiswerte Wohnungseinrichtung kaufen kann ). Du sieht, ich kann vieles nachempfinden. Also, das Kindergeld wird keinesfalls gestrichen, es sei denn deine Tochter arbeitet voll (aber das ist ohne Ausbildung so gut wie unmöglich). Bis zu vier Monaten zählt als Übergangszeit, danach muss sie eine Ausbildung/Studium/BFD o.ä. machen. Wäre so ein Freiwilligendienst etwas für deine Tochter? Bestimmt sind noch einige Stellen frei, auch wenn es zeitlich drängt. Was möchte deine Tochter studieren? Wenn sie auszieht muss sie sehr gute Gründe nachweisen, um Unterstützung zu erhalten. Wieviel verdient deine Tochter jetzt? Spart sie etwas davon und wieviel? Wie groß wird die neue Wohnung sein? Hat sie ein Kinderzimmer? Wenn ja, dann kann doch der Freund problemlos mit übernachten?

    Das Thema FReund ist bei uns noch nicht aktuell, allerdings würde ich ihn keinesfalls mit durchfüttern .

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