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24.04.2014, 16:49 Was wurde euch während eurer Kindheit von euren Eltern erzählt bzw. womit wurde euch gedroht? #1
Woran ich mich noch sehr gut erinnern kann, war die “Drohung”, dass mein Bruder und/oder ich auf das Internat kommen würde/n, wenn wir weiterhin so viel Unsinn in der Schule anstellen würden … Als jüngeres Mädchen hatte ich regelrecht Angst vor einer solchen “Abschiebung”, aber mit zunehmendem Alter nahm man die in Rede stehende “Drohung” nicht mehr ernst …
Immer wieder wurde mir erzählt, ich wäre womöglich bei der Geburt vertauscht worden, weil ich so gänzlich anders wäre als der Rest meiner Familie …
Als ich die erste 4 meines Lebens im Fach Mathematik in der achten Klasse auf dem Gymnasium schrieb, meinte meine Mutter, dass ich auf die Realschule müsse. Für das Gymnasium wäre ich schlicht und ergreifend zu schlecht. In nahezu allen anderen Fächern (abgesehen von Sport und Kunst) glänzte ich mit Zweien und Einsen … 😡 Und – was wurde euch so aufgetischt?
Sonnige Grüße von Glashaus
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24.04.2014, 17:21 Was wurde euch während eurer Kindheit von euren Eltern erzählt bzw. womit wurde euch gedroht? #2
Ohja, Internat oder Heim – daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Verbunden mit den wildesten Horrorgeschichten, sowohl aus dem einen wie auch aus dem anderen “Hause”. Meine Oma erzählte uns bei Gewitter übrigens immer, der “liebe Gott würde schimpfen”, weil wir so unartig waren. Und natürlich der Klassiker: Wenn man seinen Teller nicht leergegessen hatte, würde am nächsten Tag nicht die Sonne scheinen.
Ansonsten gabs bei uns keine Drohungen dieser oder ähnlicher Art. Wenn wir Mist gebaut hatten, hörten wir von unserer Mutter regelmäßig den Satz: “Warte, bis Papa nach Hause kommt!” Das war Drohung genug, denn der haute dann einfach nur zu. Bzw. prügelte uns (vor allem mich) windelweich. In der heutigen Zeit würde man da von schwerer Kindesmißhandlung sprechen. Vor 25-30 Jahren war das noch “normal”. Leider.
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24.04.2014, 22:19 Was wurde euch während eurer Kindheit von euren Eltern erzählt bzw. womit wurde euch gedroht? #3
Ja, stimmt, Bibi, mit dem Heim wurde meinem Bruder und mir in regelmäßigen Abständen ebenfalls gedroht. Da es gar nicht weit von unserem Zuhause ein Kinderheim gab und die Gestalten, welche dort untergebracht waren, mitunter sehr “heruntergekommen” aussahen, war diese Drohung in unserem Falle besonders angsteinflößend. Von der “Geschichte”, dass der liebe Gott bei Gewitter schimpfen würde, habe ich noch nie gehört. Meine Mutter sagte einmal, als ich acht Jahre alt war, dass sie sich schämen würde, ein solches “Miststück” (Zitat) wie mich in die Welt gesetzt zu haben. Und dabei war ich gewissermaßen ein „Vorzeigekind“ …
Wir mussten nie auf unseren Papa warten, der abends von der Arbeit nach Hause kam. In unserer Familie war es insbesondere unsere Mutter, die uns (und insbesondere mich) auf übelste Weise physisch schwer misshandelte. Besonders “nett” fand ich die folgende Variante: Ich wurde auf den Bauch gelegt, meine stabile Mutter zog mir die Strumpfhose sowie Unterhose aus, stellte sich mit einem Fuß auf meine Beine, so dass ich diese nicht mehr bewegen konnte, und schlug so heftig auf meinen Po ein, dass ich Tage danach nicht schmerzfrei gehen konnte.
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25.04.2014, 00:09 Was wurde euch während eurer Kindheit von euren Eltern erzählt bzw. womit wurde euch gedroht? #4
Für die Drohungen war (fast) ausschließlich mein Vater zuständig.
Ich denke gerade, das hier wäre doch ein Thema für den ,,privaten, geschlossenen Teil”.
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25.04.2014, 10:38 Was wurde euch während eurer Kindheit von euren Eltern erzählt bzw. womit wurde euch gedroht? #5
Ja Kotori, sehe ich auch so. Ich könnte Euch Dinge aus meiner Kindheit erzählen … Aber nicht offen.
Oha Ulrike … Das ist echt heftig. Wie stand Dein Vater dazu?
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25.04.2014, 11:05 Was wurde euch während eurer Kindheit von euren Eltern erzählt bzw. womit wurde euch gedroht? #6
Ich persönlich habe keine Probleme damit, die Erfahrungen, welche ich in meiner Kindheit machen musste, offen darzulegen, kann mir aber sehr gut vorstellen, dass viele diesbezüglich ihre Beiträge in einem geschützten Bereich veröffentlichen möchten. Wann ein solcher wohl mal eingeführt werden wird?! Ach, ich könnte auch noch weitaus heftigere Geschichten erzählen … 17 Jahre des physischen sowie psychischen Terrors sind schließlich eine lange Zeit … Mein Vater? Leider legte er das typische Fisch-Verhalten an den Tag: möglichst wenig Widerstand gegenüber meiner Mutter (obwohl er oft gänzlich anderer Meinung war), um weitere Eskalationen (welche es ja auch in aller Regelmäßigkeit zwischen meinen Eltern gab) zu vermeiden … Und Flucht in den Alkohol …
Eine unmögliche Aktion meines Vaters: Ich muss etwa sieben Jahre alt gewesen sein, als er mich in den obersten Stock des Lagers unseres Geschäfts führte, welcher eher als eine Art Abstellraum genutzt wurde. Dort hatte mein Papa ein Seil mit einer Schlinge aufgehängt und gab dazu folgenden Kommentar ab: “Ich werde mich hier aufhängen. Wegen Mama!”
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25.04.2014, 12:05 Was wurde euch während eurer Kindheit von euren Eltern erzählt bzw. womit wurde euch gedroht? #7
Oh Gott, das ist krass. Für ein kleines Kind muss das echt traumatisch sein, kann sowas doch überhaupt nicht verarbeiten. Ja, mein Erzeuger ist auch in den Alkohol geflüchtet und legte eine einerseits resignierende, andererseits eine aggressive Art an den Tag. Sein Standard-Spruch war immer: “Macht, was Ihr wollt, Ihr macht ja sowieso, was Ihr wollt.” Bevor er dann doch wieder durchdrehte und zuschlug, weil er sich anders nicht zu helfen wusste. Klar, es war nicht einfach für ihn und er war überfordert. Meine Großeltern wohnten mit in unserem Haus (bzw. wir in deren). Mein Opa starb früh (da war ich gerade 8), meine Oma war eine sehr dominante und herrschsüchtige Person. Meine Mutter wusste sich ebenfalls durchzusetzen – zumindest meinem Erzeuger gegenüber. Beide Frauen waren den ganzen Tag über zu Hause und bekämpften sich in allem, was man an Reibungspunkten finden konnte. Die Haushaltsführung, die Erziehung der Kinder, die Bewirtschaftung unseres Bauernhofes. Meine Mutter ist seit jeher eine sehr faule Person und kann deshalb unglaublich gut disponieren und delegieren. Andererseits hält sie gerne die Kontrolle über alles und jeden. So überließ sie meiner Oma zwar ohne Gewissensbisse den Haushalt und die Betreuung von uns Kindern, geriet aber immer wieder mit ihr aneinander, wenn ihr irgendwas nicht passte. Meine Oma andererseits war auch mit vielem nicht einverstanden und versuchte, meine Mutter nach ihren Vorstellungen zu “erziehen”. Deshalb gab es eigentlich täglich Streitigkeiten zwischen ihnen. Wenn mein Erzeuger nachmittags von der Arbeit kam (meistens hatte er dann erst noch einen “Tankstopp” von etwa 1 Std. in seiner Stammkneipe gemacht), bekam er sozusagen die “volle Breitseite” der Frauen ab; sie spielten “tauziehen” mit ihm. Auf der einen Seite meine Mutter, die nun gefälligst seine volle Aufmerksamkeit verlangte und verwöhnt werden wollte. Auf der anderen Seite meine Oma, die seine tägliche Hofarbeit einforderte. Mitten drin wir Kinder, die irgendwie “mitliefen” und eigene Pflichten in Haus und Hof zu erfüllen hatten. Spurrten wir nicht (klar, welcher Teenager will sein Leben auch zwischen Geschirr spülen und Ställe ausmisten fristen?), gabs Ärger und Hausarrest von Mutter – und nachmittags zusätzlich Dresche vom völlig genervten (und alkoholisierten) Vater. Ich habe so manches Mal am Sportunterricht nicht teilnehmen können/dürfen, weil niemand meinen blaugeschlagenen Hintern/Rücken sehen durfte. Und so manches Mal Stunden im dunklen Keller mit den Ratten verbracht. Mit 18 zog ich dann aus. Vielleicht ist es sogar ganz gut, wenn man öffentlich darüber schreibt. Sozusagen als mahnendes Beispiel dafür, was aus Kindern wird, deren Eltern sich nicht anders zu helfen wissen, als ihre Kinder physisch und psychisch zu quälen. Ich habe noch nie jemandem davon erzählt, weil ich immer denke: Das glaubt mir eh keiner und ich mag mich auch nicht so in den Vordergrund drängen. Du fragst in einem anderen Thread, was das beste ist, was die Eltern den Kindern mitgegeben haben …
Bei mir war das Beste, dass ich fast alle meine Ferien bei den Eltern meiner Mutter verbringen durfte.