Was haltet ihr von der ARD-Themenwoche zum Begriff der “Toleranz”?

  1. 18.11.2014, 15:25 Was haltet ihr von der ARD-Themenwoche zum Begriff der “Toleranz”? #1

    Ich habe unlängst einige Kommentare auf der entsprechenden ARD-Themenseite verfasst, welche ich auch im Elternforum veröffentlichen möchte: 1.) Wenn man sich selbst seit etwa 15 Jahren aus philosophischer, germanistischer sowie psychologischer Sicht mit dem, was Toleranz im eigentlich Sinne bedeutet, befasst hat, könnten sich einem ob der ARD-Themenwoche die Nackenhaare sträuben. 2.) Ich hatte meinen Kommentar noch gar nicht beendet und auch nicht Korrektur gelesen. Auf einmal entschwanden meine Worte … Wir Deutschen sind meiner Meinung nach zu tolerant. Die Realität hat mit der Theorie oft kaum etwas zu tun. Zum Thema “Inklusion” lässt sich beispielsweise konstatieren, dass ich keinen Lehrer kenne, der diese begrüßt oder befürwortet (und ich kenne verdammt viele Lehrer), aber alle müssen gewissermaßen in bestimmten Kreisen so tun, als sei die “Inklusion” eine unglaublich tolle Sache. Mein Bruder, der zufällig Lehrer ist, hat bereits “prophezeit”, dass es etwa 30 Jahre dauern wird, bis man erkennen wird, dass das Modell der “Inklusion” doch nichts taugt und niemandem hilft bzw. ihn angemessen fördert.

    3.) Besonders schwer ist es für mich, die Toleranz der Deutschen gegenüber so maßlos vielen Rechtschreib – und Interpunktionsfehlern zu ertragen. Sogar in den Nachrichten der ARD wird regelmäßig falsches Deutsch gesprochen. Das ist furchtbar und unerträglich! Der begnadete Karl Kraus schrieb noch davon, dass der Mensch lernen müsse, der Sprache zu dienen. Heutzutage wird unsere wundervolle deutsche Sprache in zig Bereichen verhunzt. Wer gut und richtig schreiben kann, stellt die große Ausnahme dar – und wird regelmäßig attackiert. In dieser Hinsicht wurde der Begriff der “Toleranz” bereits bedauerlicherweise pervertiert.

  2. 18.11.2014, 20:16 Was haltet ihr von der ARD-Themenwoche zum Begriff der “Toleranz”? #2

    Ich denke wir müssen eher Grenzen setzen wo Inklusion noch sinnvoll ist. Stark geistig behinderte werden sicher keinen Spass in einer Schule mit nicht behinderten Kindern haben und dazu noch den Unterricht stören.In einem Kindergarten sieht das wiederrum anders aus,da ist es weitaus leichter umzusetzen.Die beiden Mädchen in dem Beitrg zum Beispiel waren in dem Kindergarten sicher sehr gut aufgehoben und die anderen Kinder haben gelernt das es Kinder gibt die anders sind und Rücksicht zu nehmen. In der Schule meines Sohnes gibt es keine stark geistig behinderte Kinder.Dort sind Kinder im Rollstuhl,sowie Kinder mit Spastiken und die Inklusion läuft so wirklich sehr gut.Ich habe auch noch kein Down-Syndrom Kind gesehen,muss aber auch sagen,dass ich denke,dass das in einer Grundschule noch sehr gut vertretbar wäre,wobei es auch da wieder Unterschiede unter den Kindern gibt und dessen Lernstand. Die Verantwortung liegt aber auch sicher bei den Eltern der Inklusionskinder.Ob es wirklich noch Sinnvoll oder im Sinne von Inklusion ist mein geistig schwer behindertes Kind in eine Regelschule zu geben.Da sollte man auch im Sinne des eigenen Kindes handeln und nicht einfach nur Inklusion ansteuern weil man es ja kann! Als Mutter eines Kindes mit einer Sprachverzögerung freue ich mich natürlich eine inklusive Einrichtung zu haben und diese dann auch nutzen zu können.Da hoffe ich dann natürlich auch auf die Toleranz der Kinder die leider oft nicht da ist weil es von den Eltern so vorgelebt wird-das macht einen dann schon traurig.

    Gruss-Niki

  3. 18.11.2014, 20:27 Was haltet ihr von der ARD-Themenwoche zum Begriff der “Toleranz”? #3

    An der Schule meines Bruders (Realschule) sind in der siebten Klasse (in der sogenannten I-Klasse) drei Kinder, die am Down-Syndrom und weiteren geistigen sowie körperlichen Behinderungen leiden. Zweien fehlen mehrere Finger, und keiner der Jugendlichen kann auch nur ein Wort schreiben. In der Pause wollen die Behinderten nicht nach draußen; sie halten sich in erster Linie in einem separaten Raum mit einer Sozialpädagogin auf. Nicht einmal die zuständige Sozialpädagogin vermag diesem “Modell” etwas abzugewinnen.

    Es ist wohl auch mehr als absurd, dass sämtliche Tests, Arbeiten sowie Ordner der Schüler von der in Rede stehenden Sozialpädagogin geschrieben bzw. bearbeitet werden – und mein Bruder diese dann mit den Noten “sehr gut” oder “gut” bewertet.

  4. 18.11.2014, 20:52 Was haltet ihr von der ARD-Themenwoche zum Begriff der “Toleranz”? #4

    Aber deshalb gleich die Inklusion zu verteufeln ist auch nicht richtig.
    Das es in der Schule bei meinem Sohn so gut läuft und auch alle Lehrer davon sehr begeistert sind liegt sicher auch daran,dass dort wirklich nur Inklusions taugliche Kinder angemeldet werden.Hier liegt die Verantwortung bei Eltern und Schule entsprechende “Grenzen” zu setzen.

  5. 18.11.2014, 21:19 Was haltet ihr von der ARD-Themenwoche zum Begriff der “Toleranz”? #5

    Na, dann sage mal zu einer Mutter: “Tja, Ihr Kind ist nicht Inklusions-tauglich!” Die betroffene Mutter wird sich nicht nur beim Lehrer, der ihr so etwas sagen würde, “herzlich” bedanken, sondern sich darüber hinaus umgehend beim Schulrat etc. beschweren. Das bedeutet “Schelte” für den betroffenen Lehrer. Ich halte es auch nicht wirklich für möglich und angemessen, Kinder, die in irgendeiner Form behindert sind, in solche, die für die Inklusion geeignet sind – und solche, die leider “durchfallen”, zu differenzieren. Das würde dem Grundgedanken der Inklusion regelrecht widersprechen.

    “Die Einführung der Inklusion erfolgt selbst in exklusiver Weise und führt nach Ansicht von Reiner Andreas Neuschäfer (2013) zu neuen Ausgrenzungen, wenn nicht alle Beeinträchtigten einbezogen werden, sondern Behinderte mit problematischem Sozialverhalten oder schwer geistig Behinderte aus den Inklusionsbemühungen vorerst oder überhaupt (wie in NRW) ausgeschlossen werden. Wenn schon jetzt die Heterogenität in Lerngruppen die Lehrkräfte vor teilweise zu starke Herausforderungen stellt, ist die Vorstellung einer Ausweitung dieser Heterogenität zumindest problematisch, wenn sie nicht durch eine deutliche Reduzierung der Klassengrößen oder deutliche Vermehrung des unterrichtenden Lehrpersonals aufgefangen wird.” (Zitat aus WIKIPEDIA, Artikel “Inklusive Pädagogik”)

  6. 18.11.2014, 21:25 Was haltet ihr von der ARD-Themenwoche zum Begriff der “Toleranz”? #6

    Eine Bekannte von mir ist Inklusionsbegleiterin für ein 14 Jähriges Mädchen mit einer starken Sehschwäche. Sie sitzt im Unterricht neben ihr, überträgt Arbeitsblätter in eine für das Mädchen sehbare Form mit irgendwelchen bestimmten Zeichen und läuft auch auf den Nachhauseweg mit. Die Zusammenarbeit mit der Schule läuft dort wohl super.
    Ich finde Inklusion ziemlich gut, aber natürlich muss es Grenzen geben.

  7. 18.11.2014, 21:33 Was haltet ihr von der ARD-Themenwoche zum Begriff der “Toleranz”? #7

    Wenn man Grenzen ziehen würde, wäre es keine Inklusion mehr. Vgl. diesbezüglich die Definition von INKLUSION:

    “Der Begriff Inklusion hat seine Wurzeln im Lateinischen. Dort bedeutet das Verb includere einlassen und einschließen, das Sustantiv inclusio bedeutet Einschließung und Einbeziehung.

    Als soziologischer Begriff beschreibt das Konzept der Inklusion eine Gesellschaft, in der jeder Mensch akzeptiert wird und gleichberechtigt und selbstbestimmt an dieser teilhaben kann – unabhängig von Geschlecht, Alter oder Herkunft, von Religionszugehörigkeit oder Bildung, von eventuellen Behinderungen oder sonstigen individuellen Merkmalen.

    In der inklusiven Gesellschaft gibt es keine definierte Normalität, die jedes Mitglied dieser Gesellschaft anzustreben oder zu erfüllen hat. Normal ist allein die Tatsache, dass Unterschiede vorhanden sind. Diese Unterschiede werden als Bereicherung aufgefasst und haben keine Auswirkungen auf das selbstverständliche Recht der Individuen auf Teilhabe. Aufgabe der Gesellschaft ist es, in allen Lebensbereichen Strukturen zu schaffen, die es den Mitgliedern dieser Gesellschaft ermöglichen, sich barrierefrei darin zu bewegen.

    So auch im Bereich der Bildung. Die inklusive Pädagogik beschreibt einen Ansatz, der im Wesentlichen auf der Wertschätzung der Vielfalt beruht. In einem inklusiven Bildungssystem lernen Menschen mit und ohne Behinderungen von Anfang an gemeinsam. Homogene und damit separierende Lerngruppen werden nicht gebildert. Von der Kindertagesstätte über die Schulen und Hochschulen bis hin zu Einrichtungen der Weiterbildung wird niemand aufgrund einer Behinderung vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen. Vielmehr ist es die Aufgabe des Bildungssystems, durch Bereitstellen von speziellen Mitteln und Methoden einzelne Lernende besonders zu unterstützen und zu fördern. Nicht das Individuum muss sich also an ein bestimmtes System anpassen, sondern das System muss umgekehrt die Bedürfnisse aller Lernenden berücksichtigen und sich gegebenenfalls anpassen.”

    (Quelle: http://www.inklusion-schule.info/ink…inklusion.html)

    Einschließen impliziert schließlich, NIEMANDEN auszuschließen.

  8. 19.11.2014, 08:16 Was haltet ihr von der ARD-Themenwoche zum Begriff der “Toleranz”? #8

    Aber Inklusion im vollem Umfang funktioniert auch nicht,aber deswegen kann man dann auch nicht sagen,dass es dann eben keine Inklusion geben kann.Nach dem Motto ganz oder garnicht!!Denn der Grundgedanke von Inklussion ist wirklich gut.

    Wo Inklusion Sinn macht wird sicher keiner was dagegen haben.Klar ist es nicht einfach zu bestimmen wer “tauglich” dafür ist und wer nicht und muss individuell geschaut werden,aber “Grenzen” muss es geben,sonst wird der Schuss nach hinten los gehen wie man im Fall deines Bruders ja sehen kann.

  9. 19.11.2014, 14:24 Was haltet ihr von der ARD-Themenwoche zum Begriff der “Toleranz”? #9

    Ich habe den Eindruck, dass du von “Integration” sprichst, liebe Niki! Es ist geradezu das Wesentliche an der INKLUSION, dass niemand ausgeschlossen werden darf. Mithin darf es auch keine “Grenzen” geben.

    Ja, der Schuss wird nach hinten losgehen bzw. er ist bereits nach hinten losgegangen …

  10. 19.11.2014, 17:22 Was haltet ihr von der ARD-Themenwoche zum Begriff der “Toleranz”? #10

    Ich weiss sehr wohl was “Integration” und “Inklusion” bedeutet oder besser die Unterschiede. Inklusion bedeutet aber auch,dass nicht das Individuum sich an ein bestimmtes System anpassen muss, sondern das System muss die Bedürfnisse aller Lernenden berücksichtigen und sich gegebenenfalls anpassen. Das ist für mich die Definition von Inklusion.

    Nun ist für mich aber ein mehrfach geistig und körperlich behinderter, der nichtmal mitbekommt wo er da sitzt und was er dort soll, kein “lernender” und somit für mich nicht im Sinne von Inklusion!!Also einfach am Unterricht durch das blosse Absitzen von Stunden teil zu nehmen und zum Schluss nurnoch vom Lehrer abzeichnen zu lassen ist für mich weit vom Gedanken der Inklusion entfernt.

  11. 19.11.2014, 17:38 Was haltet ihr von der ARD-Themenwoche zum Begriff der “Toleranz”? #11

    Jetzt drehen wir uns gewissermaßen im Kreis. Vielleicht sollten wir zur Ausgangsfrage zurückkommen: Was haltet ihr von der aktuellen ARD-Themenwoche?

    Habt ihr Sendungen gesehen, die ihr für empfehlenswert haltet?

  12. 19.11.2014, 19:53 Was haltet ihr von der ARD-Themenwoche zum Begriff der “Toleranz”? #12

    Ich habe die letzten 3 Wochen kein Fernsehen geschaut und wusste ehrlich gesagt gar nichts von dieser Themenwoche.

  13. 19.11.2014, 20:16 Was haltet ihr von der ARD-Themenwoche zum Begriff der “Toleranz”? #13

    Im Radio (WDR 2) wird auch permanent von der Themenwoche gesprochen, und es wird darüber hinaus auch über Toleranz in vielen Bereichen diskutiert. Was die ARD-Themenwoche angeht, so kannst du beruhigt sein: Du hast bis jetzt wirklich noch rein gar nichts verpasst. Im entsprechenden ARD-Chat mehren sich die negativen Kommentare; so zum Beispiel die folgenden: “Toleranz ist die Sünde, die an nichts glaubt, sich um nichts kümmert, nichts zu wissen sucht, sich in nichts einmischt, nichts liebt, nichts hasst, in nichts einen Sinn erblickt, für nichts lebt und nur am Leben bleibt, weil es nichts gibt, wofür sie sterben würde.”

    “Politisch-korrekte Toleranz ist nichts anderes als die Ausgrenzung all derer, die nicht in die aktuelle Ideologie passen. Welchen Toleranzbegriff hat die ARD, wenn sie z.B. Raucherszenen zensiert oder – wenn es sich nicht vermeiden lässt – Zigaretten und Rauch retouchiert? Seit Beginn des Raucher-Bashings empfinde ich das Wort ‘Toleranz’ als blanken Zynismus.”

  14. 19.11.2014, 21:02 Was haltet ihr von der ARD-Themenwoche zum Begriff der “Toleranz”? #14

    Ein sehr treffender Kommentar, wie ich finde. lautet wie folgt:

    “Die ARD hat u. a. einen Bildungsauftrag (dem sie allerdings kaum nachkommt! – Oder ist der tägliche Mord- und Totschlag damit erfüllt?) jedoch keinesfalls einen Erziehungsauftrag! Ein Land, das es in den letzten Jahrzehnten zu fast 30% Einwohnern mit Migrationshintergrund ohne Bürgerkrieg gebracht hat, muss man über Toleranz wirklich nicht mehr belehren …”

    (Tippfehler und sonstige Fehler wurden von mir beseitigt.)

  15. 19.11.2014, 23:25 Was haltet ihr von der ARD-Themenwoche zum Begriff der “Toleranz”? #15

    Ich habe nur einen Ausschnitt des Films “Das Ende der Geduld” gesehen, welcher jetzt zu allem Überfluss auch noch bei “Anne Will” zer-redet wird. Der Ausschnitt reichte mir allemal. Unglaublich, dass es möglich ist, so viele Klischees in so kurzer Zeit auf einmal zu bedienen!

    Wirklich unsäglich!

  16. 20.11.2014, 14:46 Was haltet ihr von der ARD-Themenwoche zum Begriff der “Toleranz”? #16

    Soeben bin ich erneut auf einen sehr “feinen” Kommentar gestoßen:

    “All jene, die ständig Toleranz fordern, kommen aus ihren schmucken Vorstadtsiedlungen wohl nie ins echte Leben hinaus.”

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