Als Außenseiterkind automatisch das Opfer?

  • 21.11.2018, 20:50 #1

    Wir haben momentan in unserer Klasse so ein Fall … Ich könnte echt im Strahl kotzen, so sehr regt mich das gerade auf. Würde mich auch alles gar nicht so tangieren, wenn es Finja nicht direkt betreffen würde. Meine Tochter ist sicherlich kein Unschuldsengel und verhält sich auch nicht immer korrekt. Das rechtfertigt aber noch lange nicht, sie als Mobber darzustellen, nur weil das “gegnerische” Kind ein Außenseiter ist. Es geht um ein Mädchen, die schon von Beginn an eine Außenseiterposition in der Klasse einnimmt. Sie wurde mit 7 eingeschult, musste bzw. hat die erste Klasse direkt wiederholt und kommt auch jetzt noch nicht besonders gut mit. Wenn es ginge (ist ja leider im Schulsystem nicht mehr vorgesehen), müsste sie die 4. auch nochmal wiederholen. Sprich: Sie ist nicht besonders intelligent und leider auch ziemlich dick. Und das sage ich jetzt ganz wertfrei und ohne sie in irgendeiner Weise verurteilen zu wollen. Abgesehen davon ist sie aber auch nicht besonders sozialkompetent, denn von Haus aus ist sie gewohnt, dass sie bekommt was sie will, dass Mama alles für sie tut und ihr alle Probleme aus dem Weg räumt. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. V. wurde/wird eben so erzogen, dass alles nach ihrer Pfeife tanzt und sich ein jeder ihr gegenüber so verhält, wie sie es wünscht. Damit eckt sie in der Klasse/Schule immer wieder an, sodass sie nur sehr wenige Freunde hat. Finja war schon im Kindergarten so, dass sie sich um solche Außenseiter gekümmert hat und für sie da war. Und das setzte sich dann in der ersten Klasse mit V. fort. Ich mag das Mädchen zwar nicht so besonders, aber mit wem Finja befreundet ist, ist für mich erstmal zweitrangig, so lange es ihr dabei gut geht. Und das war bisher auch so. Nun entwickeln die sich aber eben weiter, die Interessen gehen auseinander, Freundschaften enden und bilden sich neu. So hat Finja dann V. wohl auch schon vor einer ganzen Weile klargemacht, dass sie sich nicht mehr so häufig mit ihr verabreden möchte und sich auch noch mit anderen Mädels aus der Klasse treffen möchte. Ich vermute ganz stark, dass V. das nicht so recht in den Kram passt. Zumindest würde das das Verhalten erklären, was V. neuerdings Finja und ihrer Freundin L. gegenüber an den Tag legt. Ich hab ganz lange gar nichts davon mitbekommen. Mir fiel dann bloß vor einer Weile auf, dass V. schon lange nicht mehr bei uns war. Da sie sonst grundsätzlich hierher kam zum Spielen, fragte ich Finja also. Die mir dann sagte, dass sie V. immer absagt, wenn sie sie (mindestens 3x die Woche) fragt, ob sie (nach der Schule) mit zu uns kommen darf. Letzte Woche erzählte mir Finja dann eine ganze Reihe von Dingen, die in der letzten Zeit zwischen V. und ihr vorgefallen seien. Auslöser war hierfür eine Aktion, über die ich wirklich nur den Kopf schütteln kann.

    Nach dem Schwimmunterricht nahm sich V. Finjas Duschgel-Flasche und drückte den gesamten Inhalt (die Flasche war fast voll) über Finjas Kopf aus. Warum?

    Und dann erzählte Finja … Sie habe V. schon ein paar Mal gesagt, sie solle sie in Ruhe lassen, aber das Mädchen rennt ihr trotzdem weiter hinterher. V. habe ihr in der 1. Klasse 20 ct. (!!) geschenkt und ihr nun schon ein paar Mal gedroht, sie solle ihr die 20 ct. wiedergeben, die sie ihr gestohlen habe, sonst würde sie es ihrer Mutter petzen. Während der Mathearbeit letzte Woche quatschte ihr V. ständig dazwischen und kommentierte Finjas Aufgaben mit “Du bist doof, das ist alles falsch!”

    V. wendet sich ständig an die Klassenlehrerin und behaptet, Finja und L. würden sie dauernd ärgern und Finja hätte ihr angeblich fast den Finger gebrochen.

    L. schenkte sie zum Geburtstag einen gehäkelten Beutel und verlangte ihn 2 Tage später mit der Drohung “Wenn Du ihn mir morgen nicht wieder mitbringst, sage ich es meiner Mutter und dann kriegst Du Ärger!” wieder zurück.

    Um des lieben Friedens willen brachte L. ihr den Beutel wieder mit; daraufhin schenkte V. den Beutel heute an Finja weiter.

    Für meine Begriffe versucht dieses Mädchen, sich Freundschaften zu erkaufen. Funktioniert das dann nicht so, wie Madame sich das vorstellt, verlangt sie diese “Geschenke” wieder zurück und denunziert die entsprechenden Kinder. Vorgestern versuchte ich dann, mit der Mutter von V. zu sprechen. Selber mit ihrer Tochter überfordert (wen wundert’s?) meinte sie zu mir, Finja solle V. doch einfach aus dem Weg gehen und sie würde mit V. auch nochmal sprechen. Wollte sich dann bei mir nochmal melden. Was dann allerdings nicht passierte. Stattdessen erhielt ich dann gestern eine Beschwerde von ihr … V. hätte ihr gesagt, Finja habe sie geärgert. Da ich mir keinen anderen Rat mehr wusste, wandte ich mich also an unsere Klassenlehrerin mit der Bitte, die beiden Mädchen auseinanderzusetzen. Denn da Finja sich ja so toll um V. kümmert und ihr im Unterricht auch noch den Lernstoff erklärt, den V. nicht verstanden hat, sitzen die beiden natürlich an einem Tisch. Und glaubt mir: Ich habe Frau P. die Vorfälle der vergangenen Wochen genauso detailliert dargelegt, wie ich sie hier jetzt beschrieben habe. Als Antwort erhielt ich allerdings eine Aussage, die mir vorhin echt die Galle hochkommen ließ. Sinngemäß: Es seien ja wohl eher Finja und L., die sich gegen V. verbündet hätten und V. könne sich gegen die beiden nicht wehren. V. hätte es nun mal – aus offensichtlichen Gründen – nicht leicht und das würde halt gerne ausgenutzt werden. Sie würde auch nichts davon halten, die Mädchen zu trennen; die sollen sich doch bitte wieder vertragen. Ja, spinne ich denn??? Ist ein dickes, dummes Kind automatisch ein Mobbingopfer und sind beliebte, gute Schüler dementsprechend automatisch die Täter? Kann man es sich wirklich so einfach machen? Es ist ja ok, dass unsere Klassenlehrerin da ein Auge drauf hat, dass die Kinder sich nicht gegenseitig fertigmachen. Aber dann doch bitteschön objektiv geschaut und nicht mit der schwarz-weiß Brille. Und es kann doch weiß Gott nicht sein, dass Finja und L. jetzt die Samariter spielen müssen die sich erbarmen, sich um das “ach so arme Außenseiterkind” kümmern müssen, weil es sonst niemand anders tut. Weder Finja noch L. sind wirklich so knallhart, dass sie V. schonungslos offen und kaltschnäuzig entgegenballern, dass sie nichts mit ihr zu tun haben wollen und sie ihnen auf die Nerven geht. Stattdessen haben sie gestern das Gespräch mit V. gesucht, um ihr auf freundlich sachliche Art zu vermitteln, dass die beiden gerne erstmal Abstand zu ihr haben möchten und sie sie doch bitte erstmal in Ruhe lassen soll. Mit dem Ergebnis, dass V. die Ohren auf Durchzug schaltet und sich trotzdem weiterhin an ihre Fersen heftet. Ist auch sehr bezeichnend, dass unsere Klassenlehrerin einen Mitschüler Vs. damit beauftragt, sie in den Pausen vor den Prügelattacken ihrer 5 Jahre jüngeren Schwester zu beschützen. Ist sowas nicht Sache der Eltern? Aber nun ja … Was soll man auch von einer Mutter erwarten, die sich von ihrem Kind so Sachen wie “Los Alte, sieh zu, dass Du in die Hufe kommst. Ich will nach Hause.” sagen lässt? Erzählte die Mutter mir vorgestern mit der Entschuldigung, V. sei halt gerade etwas schwierig. Ich habe mich nun vorhin mit Ls. Eltern ausgetauscht, die ja ebenfalls davon betroffen sind. Wir sind gut befreundet und haben in vielen Dingen gleiche/ähnliche Ansichten. Auf die Mail unserer Klassenlehrerin habe ich nun nochmal “etwas angepisst” geantwortet, aber noch keine Antwort erhalten. Unsere Männer wollen nun morgen zur Schule und versuchen, die Geschichte vor Ort zu klären.

    Ich wäre gerne selbst hingegangen, aber so kurzfristig kriege ich keinen Urlaub.

    Liebe Grüße aus OWL
    Bibi

    (Von mir als Admin verfasste Beiträge erscheinen in Kursiv-Schrift.)

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