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30.11.2013, 17:53 Anonyme Anzeige beim Jugendamt (Verdacht auf Missbrauch) #1
Hallo liebes Forum, vorab die Anmerkung: wir haben unsere Kinder in sexuellen Dingen von Anfang an sehr offen erzogen, sie waren alle früh aufgeklärt. Dazu haben wir beispielsweise das Buch “Zeig mal!” von Will McBride verwendet, welches mir damals (als ich selbst Jugendlicher war) von der evangelischen Kirche als Aufklärungsbuch empfohlen wurde. Dieses Buch ist sehr explizit (inklusive Bebilderung) und tabuisiert nichts. Vor etwa 4-5 Jahren war meine Frau mit einer Familie befreundet, die aus fundamentalchristlichen Kreisen stammt. Diese Familie ist im Ort angesehen und nimmt beispielsweise schon seit Jahren Pflegekinder auf, die wohl aus zerrütteten Verhältnissen stammen. Nun geschah es vor mittlerweile 4-5 Jahren (so genau weiß ich es nicht mehr), dass meine Tochter (sie war damals 8 oder 9 Jahre alt) mit dieser Familie im Auto mitfuhr und zwei der Pflegekinder auf das Thema Sex zu sprechen kamen. Wie meine Tochter (sie ist heute Teenager) noch in Erinnerung hat, beschrieben die beiden unter anderem Anal- und Oralverkehr (natürlich mit anderen Worten). Meine Tochter wollte dann ihrerseits klarstellen, dass man das “so doch nicht macht” und hat ihrerseits ausführlich das Plaudern angefangen. Wie gesagt: sie war aufgeklärt und wusste über alles recht ausführlich Bescheid. Wir hatten auch keinen Sinn darin gesehen, sie irgendwie dazu zu erziehen, dass sie darüber nicht spricht – denn wir wollten sie ja offen erziehen und nicht mit einem “inneren Maulkorb”. Nun bekam die Mutter im Auto natürlich mit, was meine Tochter so alles wusste, und sprach meine Frau empört auf die Angelegenheit an, in dem Tenor: Ich würde unsere Kinder offenbar missbrauchen, und meine Frau müsse dringend einschreiten. Als ich das mitbekam, habe ich meinerseits Kontakt zu dieser Familie aufgenommen und sie zu einem klärenden Gespräch zu uns nach Hause eingeladen. Nach diesem Vierergespräch gingen wir so auseinander, dass sie unsere offene Einstellung zwar nicht teilten, aber immerhin akzeptieren konnten. Wir dachten eigentlich, dass die Angelegenheit damit vom Tisch war. Vor 1,5 Wochen nun trudelte aus heiterem Himmel eine Meldung vom Jugendamt bei uns ein, dass eine anonyme Meldung gegen uns vorliege. Verbunden mit einer Einladung für einen Termin in 3 Wochen. Wir konnten uns zunächst überhaupt nicht vorstellen, worum es denn gehen sollte. Wir hatten den Verdacht, dass uns eine Haushaltshilfe, die wir im Sommer engagiert hatten, wegen unserer Unordnung angeschwärzt hätte (wir waren mit ihr im Streit auseinandergegangen). Da die Anzeige an einem Freitag eintrudelte, konnten wir erst am Montag beim Jugendamt anrufen – und zerbrachen uns das ganze Wochenende den Kopf über die möglichen Gründe. Erst am Dienstag gelang es uns dann tatsächlich, jemanden vom Jugendamt ans Telefon zu bekommen. Und erfuhren dann, die Angelegenheit liege schon ein paar Jahre zurück und es gehe “um Sex”. Da wir sofort den Verdacht hatten, dass es sich um das oben beschriebene Vorkommnis handelte, rief meine Frau bei der besagten Familie an – zu der sie seit damals nur noch sehr sporadisch Kontakt hatte. Am Telefon war der Mann, welcher ihr bestätigte, dass sie es *nicht* gewesen seien; wenn sie eine Anzeige hätten erstatten wollen, hätten sie vorher mit uns geredet. Im übrigen seien wir doch damals so auseinander gegangen, dass sie unsere Haltung akzeptieren konnten. Er wolle aber noch einmal mit seiner Frau darüber sprechen und sich wieder bei uns melden. Nun waren wir erst einmal restlos verwirrt. Da aber merwürdigerweise kein Anruf mehr kam, rief meine Frau nach ein paar Tagen selbst noch einmal dort an. Dieses Mal hatte sie die Frau am Telefon, die einen gehetzten Eindruck machte, immerhin aber kurz bestätigte, dass sie wohl die Meldung gemacht hatte. Als meine Frau nachhaken wollte, was denn nun auf einmal der Anlass sei, sagte sie nur wolkig “es sei kompliziert” und wollte das Gespräch beenden. Ihr Mann werde sich noch einmal melden. Seitdem Funkstille. Meine Tochter, die mittlerweile ein recht selbstbewusster Teenager ist, hatte die Jugendamtsmitteilung ebenfalls gelesen. Wir berichteten ihr dann auch offen von der Situation, was sie gehörig in Rage brachte – und sie machte sich selbst Vorwürfe. Wir versuchten sie zu beruhigen, dass in keinem Fall *sie* etwas falsch gemacht hatte – schließlich wäre das nur eine Konsequenz unserer sehr offenen Erziehung gewesen. Ihr O-Ton dazu war dann nur: “Na, wäre es diesen Leuten denn lieber, ich würde irgendwann schwanger vor der Tür stehen???” Der Termin mit dem Jugendamt ist nun in 1,5 Wochen, vorher war keiner zu bekommen, wir hätten ihn lieber schnell hinter uns gebracht. Insbesondere für meine Frau, die recht sensibel ist und als Kind selbst schlechte Erfahrungen mit dem Jugendamt hatte (ihr Vater hatte sie verstoßen), kann seit dem Brief an nichts mehr anderes denken. Am liebsten würde meine Tochter selbst mitkommen, sie hatte sogar aus eigener Initiative und auch im Namen ihrer Geschwister eine E-Mail an das Jugendamt geschrieben (wie gesagt, sie ist eine selbstbewusste, energische junge Dame), von dort aber nur die Antwort erhalten, sie müsse sich “vorerst” keine Gedanken machen. Dieses “vorerst” kam bei meiner Tochter allerdings gar nicht gut an. Momenten können wir uns die Tatsache, dass die Meldung nach so vielen Jahren nachträglich erfolgt ist, eigentlich nur so erklären, dass die Angelegenheit innerhalb besagter Familie immer mal wieder zur Sprache kam und sie sich über die Jahre richtig “hineingesteigert” haben. Soweit wir wissen, führen sie aufgrund der Pflegekinder auch regelmäßige “Supervisionen” durch. Gut möglich, dass es dabei u.a. auch um solche Themen geht. Meine Tochter berichtete nun auch, dass sie die zwei Kinder, die damals mit im Auto saßen, vor einem halben Jahr schon einmal in der Straßenbahn getroffen habe. Diese hätten sie spontan darauf angesprochen, was sie damals gesagt hatte. Unsere Tochter, die sich gar nicht mehr daran erinnern konnte, meinte dann wohl nur “Das soll ich so gesagt haben?” Wir fragen uns natürlich, wie wir uns im Gespräch mit dem Jugendamt am besten verhalten sollten. Vielleicht wäre es am besten, sich einfach anzuhören, was das Jugendamt zu sagen hat, und ansonsten zu schweigen? Nur, machen wir uns damit nicht erst recht “verdächtig”? Hat irgendjemand Erfahrungen mit einer solchen Situation? Wie geht das Jugendamt in solchen Verdachtslagen vor? Ich finde es ja einerseits gut, dass das Jugendamt reagiert – als Betroffener fühlt man sich aber schon etwas hilflos, gerade bei einem so sensiblen Thema. Wir wären daher um Erfahrungsaustausch und Rat anderer Forumsteilnehmer sehr dankbar. Danke und liebe Grüße,
Waldemar
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01.12.2013, 00:21 Anonyme Anzeige beim Jugendamt (Verdacht auf Missbrauch) #2
Es ist 4 Jahre her und jetzt soll erst ein Gespräch stattfinden?
Klingt sehr seltsam! Oder habe ich da etwas falsch gelesen? -
01.12.2013, 13:04 Anonyme Anzeige beim Jugendamt (Verdacht auf Missbrauch) #3
Nun, rein theoretisch können sich doch die Eltern der in Rede stehenden Familie aus fundamentalchristlichen Kreisen einen ganz aktuellen “Fall” ausgedacht haben, weil ihnen die Sexualerziehung in Waldemars Familie zuwider ist. Nach meinem Dafürhalten sollten diese anonymen Anzeigen beim Jugendamt verboten werden, denn ich habe bereits von sehr vielen Fällen gehört, in denen damit Missbrauch getrieben wird. Auf diese Weise kann nämlich jeder, dem eine bestimmte Familie oder eine Mutter “nicht in den Kram” passt, irrwitzige Behauptungen aufstellen und Anzeige gegen diese beim Jugendamt erstatten. Und Mitarbeiter des “beliebten Vereins” werden daraufhin mitunter so penetrant, dass (unschuldige) Familien sich irgendwann dazu entschließen, ihren Heimatort zu verlassen und wegzuziehen …
Irgendetwas läuft da falsch, oder?!
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01.12.2013, 19:35 Anonyme Anzeige beim Jugendamt (Verdacht auf Missbrauch) #4
Hallo Kotori, wie meine Frau mittlerweile nachrechnete, dürfte die Sache sogar noch länger her sein. Eher 5-6 Jahre. Wir können uns ja auch nicht erklären, weshalb sie ausgerechnet jetzt zum Jugendamt gegangen sind. Da wir seit dieser Zeit keinen größeren Kontakt mehr mit der Familie hatten und auch sonst die Überschneidungspunkte sehr gering sind (keine gemeinsamen Kinder mehr in Kindergarten / Schule), fällt uns beim besten Willen kein Grund ein, weshabl das Ganze jetzt wieder hochkommt.
Waldemar
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03.12.2013, 19:36 Anonyme Anzeige beim Jugendamt (Verdacht auf Missbrauch) #5
Kann man denn nach so vielen Jahren noch jemanden anzeigen? Besonders, wenn sich Beteiligte gar nicht mehr richtig erinnern können?
Da solltet ihr euch unbedingt erkundigen. -
03.12.2013, 21:18 Anonyme Anzeige beim Jugendamt (Verdacht auf Missbrauch) #6
Wie ich schon schrieb, liebe Kotori, die fundamentalchristlich orientierte Familie kann sich doch eine aktuelle Geschichte ausgedacht haben.
Oder weißt du, lieber Waldemar, ob sich die Anzeige auf den “Vorfall” vor fünf oder sechs Jahren bezieht?