Brauche einen Rat von außenstehenden Eltern

  1. 29.10.2012, 02:52 Brauche einen Rat von außenstehenden Eltern #1

    Hallo erstmal! Vielleicht bin ich hier an der falschen Adresse, denn ich gehöre nicht zu den Eltern, sondern zu den Kindern (bin 17). Ich habe aber keine passendere Seite für mein Problem gefunden, so bin ich also hier gelandet. Ich suche nur einen Rat von Eltern, die nichts mit meinen Eltern zu tun haben. Wenn ihr an deren Stelle wärt, was würdet ihr euch für ein Verhalten von mir wünschen? Ich (17) habe ziemliche Probleme mit meinem Vater und seinen Eltern. Ich weiß, dass das so nicht weiter gehen kann, mein Vater hat wohl Depressionen (er redet überhaupt nicht darüber, wir haben es nur mitbekommen, als meine Mutter Antidepressiva Tabletten gefunden hat) und wir gehen an unseren Streitigkeiten noch kaputt. Es ist nicht so, dass wir jeden Tag streiten. Eher so ein bis zweimal im Monat. Meine Schwester (13) kriegt sich mit denen auch ab und zu in die Haare, wobei ich mich aber oft einmische (wenn ich der Meinung bin, dass sie im Recht ist), da sie verbal ziemlich unterlegen ist. Diese Streits sind ziemlich heftig, da ist es gut, dass wir einen großen Garten haben, sodass zwischen uns und unseren Nachbarn eine Menge Luft ist. Besonders ich schreie mir dann die Kehle raus und heule mir die Augen aus. Mein Opa, mein Papa und ich sind von der Art her ziemlich stur und nicht gerade zurückhaltend. Der einzige Unterschied zwischen denen und mir ist, dass ich im Nachhinein meine Fehler einsehe und mich entschuldige. Wobei meist mein einziger Fehler ist, dass ich schnell laut werde. Andersrum beleidigen sie mich als “Satanskind” und das obwohl sie gläubige Menschen sind, sie meinen auch, mir “ach halt die Klappe” an den Kopf werfen zu dürfen. Ich habe das bis jetzt einmal gesagt und habe mich dafür entschuldigt. Von der Gegenseite kam nichts. Komischerweise weiß ich aber, dass ich gar nicht so ein schreckliches Kind sein kann. Meine Mutter versteht sich total gut mit mir. Sie ist auch diejenige, die bei uns in der Familie “die Hose anhat”. In unsere Streits mischt sie sich nie ein, es sei denn, ich mache etwas falsch. Andersherum würde das Ganze noch mehr eskalieren, weil mein Vater sonst denkt, sie würde Partei ergreifen udn wir würden uns alle gegen ihn “verschwören”. Ich kann und will das nicht mehr mitmachen. Mein Papa hat mir gestern gesagt, seine Eltern wären ihm genauso wichtig wie seine Kinder. Und da er diese typische “Hierarchie” gewohnt ist, von wegen der Ältere hat immer Recht und verdient Respekt, mischt er sich auch ständig ein, wenn mein Opa und ich uns streiten oder etwas ausdiskutieren. Wie das dann aussieht ist doch völlig klar: Zwei Männer gegen mich. Unfairer geht es nicht. Ich habe meinem Papa gestern gesagt, dass ich mir von ihm wünsche, dass er auch mal zu mir steht und nicht immer nur zu mir sagt “hör jetzt auf!”, denn sein Papa schreit genauso rum wie ich und verwendet auch noch dazu schöne Beleidigungen. Ich dagegen bin leider total sensibel und weine sofort. Ach ja, wenn ich dann mal mit Oma diskutiere und sie auch nur durch Augenreiben aussieht, asl würde sie weinen, hat das sofort bei meinem Papa Mitleid erzeugt und schon wieder bin ich die Blöde. Ich will einfach nur wissen, was ich machen kann, ohne dass ich alles von denen runterschlucke! Ich habe mir den Mund fusselig geredet und es gibt bei denen keine Veränderung. Also muss ich mich ändern. Nur wie????? Außer dass ich meine Stimmlage in den Griff kriege^^ Es ist ja auch so, dass wenn wir (mein Vater und ich) uns super gut verstehen, sobald wir einen Streit hinter uns haben. Aber das gleiche geht nach ein oder zwei Wochen von vorne los…

    Ich wäre euch so dankbar, wenn ihr euren Senf dazugeben könntet, auch wenn ich nicht zu den Eltern gehöre. Im Internet gibt es so viele Foren für Eltern, aber keine, an die sich Teenager wenden können, wenn sie mal Probleme haben. Oder ich war einfach zu doof eines zu finden, dann tut es mir Leid biggrin-4628472

  2. 04.11.2012, 13:57 Brauche einen Rat von außenstehenden Eltern #2

    Hallo Jayuui Erstmal “Willkommen” hier bei uns. Wir sind zwar das “Elternforum”, das heisst aber nicht, dass hier nicht auch Jugendliche willkommen sind, die ihre Probleme gerne loswerden möchten. Wundert mich gerade ein wenig, dass sich bisher noch niemand auf Deinen Beitrag eingelassen hat. Ich weiss nicht so recht, ob ich Dir mit meinen Worten weiterhelfen kann, aber ich schreibe einfach mal, was mir dazu durch den Kopf geht, ok? Zuerst einmal hört es sich für mich so an, dass die vorhandenen Streitigkeiten hauptsächlich zwischen Dir (bzw. Deiner Schwester) und Euren Großeltern stattfinden. Und Euer Vater eigentlich “nur” zwischen die Fronten gerät und sich dann grundätzlich auf die Seite seiner Eltern stellt. Ist das so richtig oder habt Ihr Mädels auch Streitigkeiten mit dem Vater, in die Oma/Opa nicht involviert sind? Ausserdem schreibst Du, dass Deine Mutter sich aus den Streitigkeiten heraushält, es sei denn, Du verhälst Dich falsch. Ich finde diese eine echt unmögliche Verhaltensweise Deiner Mutter. Sie zeigt nämlich nicht nur Dir, sondern auch allen anderen, dass Du gemassregelt werden musst, es aber vollkommen überflüssig ist, Dir den Rücken zu stärken und sich für Dich einzusetzen. Sprich: Das Verhalten Deiner Mutter unterstützt einfach nur das Verhalten von Vater und Großeltern, welches Du ja selber schon so treffend formuliert hast: der Ältere hat immer Recht und verdient Respekt Es ehrt Dich sehr, dass Du Dein komplettes Verhalten dahingehend ändern möchtest, um besser mit Vater und Großeltern klarzukommen. Ich fürchte aber, dass Du in erster Linie nur erreichst, dass Du Dich noch kleiner machst, als man Dich ohnehin schon macht und es Dich kaputtmacht. Ich würde auf jeden Fall versuchen, trotz Streit ruhig zu bleiben – also nicht laut zu werden oder mich auf deren Streitniveau begeben. Wenn Du merkst, dass Du lauter wirst, dreh Dich um und lass sie einfach stehen. Nimm Dich aus dem Streit heraus und geh Deiner Wege. Ich mach das hier zu Hause auch, wenn ich Ärger mit meinem Mann habe oder mich mal über meine Tochter aufrege. Merke ich, dass ich mich in Rage rede, breche ich das Gespräch ab und verlasse den Raum. Ein paar Mal tief durchatmen, vielleicht nen Besuch bei der besten Freundin und dann hat es sich meist wieder heruntergekocht. Nichtsdestotrotz würde ich an Deiner Stelle aber auf jeden Fall das Gespräch mit der Mutter suchen. Erklär ihr, wie Du Dich fühlst, wenn sie sich grundsätzlich aus allem heraushält und nur dann aktiv wird, wenn sie meint, dass Du einen Fehler machst. Bitte sie, Dir den Rücken zu stärken – und ich bin auch der Ansicht, dass bei Euch mal alle an einen Tisch kommen sollten. Streit bzw. Diskussionen müssen nicht immer etwas negatives sein und können durchaus produktiv sein. Wirf all Deine Gefühle, die diese Streitereien in Dir auslösen, in die Waagschale. Vielleicht ist den Erwachsenen garnicht wirklich bewusst, wie sehr Du (und Deine Schwester) darunter leidest. Auch, wenn Du es vielleicht schon x-mal gesagt hast. Oft kommts auch wirklich darauf an, wie man es verpackt.

    Versuch, erstmal die Mutter ins Boot zu holen, dann den Vater dazu. Oder die Oma – die scheint doch, laut Deiner Aussage, auch eher aussen vor zu sein.

  3. 04.11.2012, 21:08 Brauche einen Rat von außenstehenden Eltern #3

    Liebe Jayuui, ich habe mir deinen Beitrag schon sehr oft durchgelesen, habe aber deshalb noch nicht geantwortet, weil ich aus meiner Ursprungsfamilie ähnliche Problematiken kenne und zudem auch weiß, wie festgefahren solche Konstellationen, wie du sie beschreibst, häufig sind. Und mir liegt es fern, dich zu desillusionieren … Die Art und Weise, wie du deinen Beitrag verfasst hast, hat mich sehr beeindruckt, denn es zeugt von großer Reife, wie du deine familiäre Situation darstellst und in vielerlei Hinsicht ja auch bereits “durchschaust”. Was Bibi geschrieben hat, kann ich nur unterstreichen. Ganz wichtig: Warum solltest du dich ändern, wenn du bei deinen Eltern sowie Großeltern keinerlei Veränderungen feststellen kannst?! Glaubst du, dass eine Verhaltensänderung von deiner Seite eine Verhaltensänderung bei deinem Vater etc. nach sich ziehen würde??? Und wie Bibi es bereits richtig auf den Punkt gebracht hat: DU bist doch NICHT diejenige, die sich unmöglich aufführt … Was die Antidepressiva angeht, welche dein Vater, wenn ich dich richtig verstanden habe, regelmäßig einnimmt, so möchte ich dir noch mitteilen, dass derartige Medikamente nicht nur bei Depressionen eingesetzt werden, sondern beispielsweise auch bei Angst- oder Zwangsstörungen. Meines Erachtens wäre es sehr wichtig, dass über die psychische Erkrankung deines Vaters im Rahmen der Familie gesprochen wird. Möglicherweise lassen sich dann Ursachen für bestimmte Streitigkeiten von den restlichen Familienmitgliedern besser nachvollziehen. Leider lässt sich derlei nicht erzwingen. Die psychische Erkrankung meiner Mutter ist bis heute noch mehr oder minder ein Tabu-Thema … Halte die Ohren steif, liebe Jayuui!

    Deine Rike

  4. 09.11.2012, 23:40 Brauche einen Rat von außenstehenden Eltern #4

    Erstmal vielen vielen Dank für eure Antworten! Eigentlich habe ich selbst auch überhaupt nicht das Bedürfnis, mich selbst zu ändern. Ich denke fast immer, dass ich mich richtig verhalte. Nur das denken ja mein Vater und seine Eltern von sich auch. Egal wie oft man mit ihnen redet (vor allem, wie oft ich ihnen schon weis machen wollte, dass SIE immernoch die Vorbilder sind und nicht ich ihnen erst zeigen muss, wie es richtig geht!), es zeigt sich einfach seit ca. 4 Jahren keine Änderung. Das ganze geht mir aber schon ziemlich auf die Nerven, ich habe einfach keine Lust mehr auf diese ganzen unnötigen Diskussionen. Vor allem habe ich da oft das Gefühl, mich auf ein ziemlich niedriges Niveau herunterziehen zu lassen. Ich habe es langsam satt und deswegen möchte ich einfach nur wissen, wie ich mich verhalten soll, damit sie mir endlich Ruhe geben, ich aber nicht gleichzeigig wie ein Hündchen deren Meinung hinterher dackeln muss. Es ist ja eher so, dass ich mich seit Beginn meiner Pubertät des öfteren mit meinem Vater gestritten habe. Am Anfang hatte sich meine Mutter auch oft eingemischt und das tut sich auch jetzt noch, allerdings nur in sehr extremen Fällen. Ich komme mir auch total blöd vor, wenn sie nichts dazu zu sagen hat WÄHREND mein Vater noch im Raum ist. Sobald er dann raus geht um sich abzureagieren, kommt sie mit Kommentaren wie “Was war denn das jetzt bitte?!” (in Bezug auf das Verhalten meines Vaters). Ich kann das Verhalten meiner Mutter so langsam auch wirklich nachvollziehen. Das ganze ist eine etwas längere Geschichte, welche hier aber nicht belanglos ist: Anfang des Jahres hatte ich wieder einmal eine heftige Auseinandersetzung mit meinem Vater. Meine Mutter hatte sich eingemischt und auch meine Schwester und da ging so ein richtiger kleiner Krieg zu Hause los (was wahrsscheinlich wiedereinmal wegen einer Kleinigkeit begonnen hat, bspw dass ich mich mal wieder über das Essverhalten meines Vaters beschwert habe). Irgendwie waren wir dann am Abend auseinander gegangen und meine Eltern hatten auch nicht mehr miteinander geredet. Am nächsten Tag hatten meine Eltern frei, mein Vater hate sich also die ganze Nacht über uns alle aufgeregt und als meine Mutter meinen Bruder zur Bushaltestelle gebracht hate und dann wieder kam, hatte sich da einiges bei meinem Vater aufgestaut. Er hat da ziemlich unüberlegte Sachen gesagt, auf jeden Fall fiel das Wort “Scheidung”. Damit wollte er vermutlich meine Mutter einschüchtern, doch es hat natürlich das Gegenteil bewirkt. Sie meinte “Mach doch, wenn es dir nicht mehr gefällt, dann lass dich doch scheiden!”. Seitdem ist hier nichts mehr wie früher. Er hat das natürlich bereut und hat gleich gesagt “das meinte ich doch nicht so…”. Mein Vater macht/sagt oft sehr unüberlegte Sachen. Daraufhin kam er natürlich wieder zu mir an und meinte “Ich will mich nicht mehr mit dir streiten..” Ich hab ihm aber einfach nur gesagt, dass diese ganzen Streiterein einfach nur daran liegen, dass er ständig wegen jedem Kommentar überreagiert und dass Kritik normal ist. Jeder muss Kritik abkönnen! Naja er hat halt geredet, dass sowas nie wieder vorkommt. Ist klar, dass er so ein Versprechen nicht halten kann. Und seitdem hat er auch diese Depressionen. Er hat Angst alles zu verlieren, er ist nicht gerade derjenige, der viele soziale Kontakte pflegt, höchstens mit seinem Arbeitskollegen und seinen Eltern. Seitdem macht er auch auf einmal alles für meine Mutter. Er spielt keine Computerspiele mehr (hatte er früher jeden Abend gemacht). Er kümmert sich auf einmal darum, dass mein Bruder seine Hausaufgaben macht, dass er abends ins Bett geht und er unternimmt auch mal was mit ihm. Er hatte sich eigentlich nie für uns interessiert, er wusste nichtmal in welche Klasse wir gehen. Es ist einfach diese komische Persönlichkeit, die in der Familie liegt und auch Probleme bereitet. Als wir unser Haus gebaut haben, da wohnten wir ein Jahr lang bei meinen Großeltern. Und es verging kein Tag, an dem sich niemand mit meinem Opa gestritten hat (meistens war es mein Vater). Ich habe auch schon mitbekommen, wie sich meine Oma über Kleinigkeiten mit ihm auseinandersetzt, sie ist einem Streit nur schnell umgangen. Mein Opa ist generell sehr rechthaberisch, sowas wird man ihm auch nicht mehr abgewöhnen können. Man kann überhaupt nicht vernünftig mit ihm reden. Beispielsweise mache ich gerade meinen Führerschein. Letzte Woche erst hatte mein Opa mich irgendetwas zu diesem Thema gefragt. Ich gab ihm die ANtwort und er meinte, das kann nicht sein, er habe das anders gelernt, er weiß es besser. Ich habe ihm gesagt, er habe seinen Führerschein vor über 40 Jahren gemacht und vor allem auch noch in der ehemaligen UdSSR (meine Familie besteht aus Russlandsdeutschen). Er sagte mir darauf so richtig frecht “Jessica, glaubst du wohl, du bist als Professorin auf die Welt gekommen?”.

    Wie bitteschön soll ich mich da verhalten? Ich habe vermutlich das falsche gemacht, ich bin echt an die Decke gegangen, so frech darf nicht mal so ein alter Hase wie er mit mir reden! Ich kann mich einfach nicht damit abfinden, dass sich an dieser Situation nichts ändern wird, es sei denn ich ordne mich ihrem System unter.

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