-
13.06.2014, 15:36 Haben wir hier Reiseverkehrskaufleute …? #1
Hallo Ihr Lieben Ich habe nächste Woche ein Vorstellungsgespräch in einem kleinen Reisebüro im Nachbarort. Der Job wäre zunächst mal auf 450 Euro Basis – mit der Option auf mehr. Nun weiß ich zwar in etwa, was man als RKF so macht und kann mir das für mich auch durchaus vorstellen. Allerdings wäre es trotzdem schön, wenn mir jemand, der diesen Beruf erlernt oder bereits darin gearbeitet hat (oder noch arbeitet), ein bißchen aus dem Berufsalltag erzählen könnte. Ich mag da auch nicht ganz “unbedarft” zum Gespräch gehen, falls ich gefragt werde, was ich mir unter den Aufgaben einer RKF vorstelle. Ich werde gleich mal noch Tante Google befragen, aber vielleicht kann mir die ein oder andere hier ja auch schon was darüber erzählen.
Und Daumen hätte ich gerne für das Gespräch.
DANKE
-
15.06.2014, 00:47 Haben wir hier Reiseverkehrskaufleute …? #2
Meine Tochter wird Tourismus studieren (an einer Berufsakademie) und ihr Praxispartner ist ein (kleines) Reisebüro. Sie hatte allerdings nur zwei Bewerbungsgespräche. Bei einem musste sie etwas über selbst ausgewählte deutsche Städte erzählen, diese auf der Karte zeigen und eine Rechenaufgabe lösen. Fremdsprachenkenntnisse sind auf jeden Fall wichtig, da ab und zu auch mit Hotels weltweit per Telefon gesprochen werden muss.
Meine Antwort wird dir nicht viel weiterhelfen … aber ich wünsche dir VIEL ERFOLG!
-
15.06.2014, 10:44 Haben wir hier Reiseverkehrskaufleute …? #3
Danke Dir, Kotori. Naja, ich denke, dass ich nicht die Kenntnisse einer Reiseverkehrs- bzw. Tourismuskauffrau habe, weiß die Chefin. Ich hatte mit ihr telefoniert, bevor ich meine Bewerbung verschickt habe und ihr über meinen Werdegang erzählt. Von daher dürfte sie kaum fachspezifische Vorkenntnisse von mir erwarten. Und zumindest scheinen meine Hard Skills ausreichend genug zu sein, um mich zumindest erstmal einzuladen.
Englisch brauchst Du heutzutage in so ziemlich jedem Job. Sogar als Produktionshelferin hatte ich seinerzeit ab und an mit ausländischen Lieferanten etc. zu tun.
-
07.07.2014, 00:00 Haben wir hier Reiseverkehrskaufleute …? #4
Wie ist es denn glaufen, wenn ich fragen darf?
-
07.07.2014, 00:07 Haben wir hier Reiseverkehrskaufleute …? #5
Nicht so besonders. Die Frau braucht im Wesentlichen jemanden, der springt, wenn sie pfeift. Aufgrund der Tatsache, dass ich Mutter bin, hielt sie mich auch nicht für flexibel genug. Fraglich, warum sie mich überhaupt erst eingeladen hat. Dass ich ein kleines Kind habe, welches allerdings ganztags betreut wird, ging bereits aus der Bewerbung hervor. Ohnehin wäre der Job erst ab September. Sie sagte, sie habe noch weitere Bewerber und würde sich noch mal melden. Ich habe jetzt angefangen, mich auch berufsfremd zu bewerben, darauf bisher allerdings auch noch keinen Erfolg gehabt.
Dafür hat mein Mann jetzt einen zweiten Job angenommen, damit wir vom Hartz weg kommen.
Liebe Grüße fix per Handy.
-
07.07.2014, 01:29 Haben wir hier Reiseverkehrskaufleute …? #6
Boah, das ist aber wirklich mehr als traurig … Du hast doch bestimmt schon deutlich mehr als hundert Bewerbungen verschickt, liebe Bibi, oder?
Welchen zweiten Job hat dein Mann angenommen? Er arbeitet doch ohnehin bereits im Schichtdienst …
-
07.07.2014, 20:04 Haben wir hier Reiseverkehrskaufleute …? #7
Dein Mann hat einen Vollzeitjob mit Schichten und verdient trotzdem (so) wenig? Und ich dachte immer nur im ,,Osten” seien die Löhne niedrig.
Da frage ich mich auch, warum du überhaupt zum Gespräch eingeladen wurdest.
-
07.07.2014, 20:33 Haben wir hier Reiseverkehrskaufleute …? #8
Ja, mein Mann arbeitet im Sicherheitsdienst im Durchschnitt etwa 180 Stunden pro Monat. Diese verteilen sich auf 12-Std.-Schichten, die er hauptsächlich abends/nachts und am Wochenende absolviert. Netto bringt er dadurch etwa 1300 Euro nach Hause, da die Schichtzulagen nur sehr mickrig ausfallen. Den Minijob, den er nun noch angenommen hat, übt er mit drei mal vier Stunden pro Woche aus. Was genau das ist, lässt sich schlecht durch eine Berufsbezeichnung erklären, Ulrike. Der Job läuft unter der Bezeichnung “Logistikhelfer”. De facto ist es allerdings so, dass er verschiedene Bezirke von Zeitungsausträgern abläuft und eine Streckenmessung durchführt. Aufgrund dessen, dass ab 01.01.15 der Mindestlohn kommt und die Zeitungsausträger dieser Gesellschaft, für die er tätig ist, dann auch dementsprechend bezahlt werden sollen, muss nun gemessen und ausgerechnet werden, wie viel Zeit ein Austräger für seinen Bezirk benötigt. Dafür werden halt die Bezirke abgelaufen. Dabei wird notiert, um welche Art Briefkasten es sich handelt (Zeitungsrolle, Briefschlitz o.ä.), wo sich dieser befindet, ob und wenn ja wie viele Treppenstufen zu besteigen sind und wie viel Meter es von der Bordsteinkante bis zum Briefkasten und zurück sind. Für letzteres benutzt er ein sogenanntes Laufrad. Dieses könnt Ihr Euch in etwa so vorstellen wie diese Dinger für Kinder, mit den Zuckerkügelchen drin, die es auf der Kirmes zu kaufen gibt. Eigentlich sollte ich diesen Job machen, hatte dafür sogar bereits einen Vorvertrag unterschrieben und einen Probetag gemacht. Ich habe auch lange darüber nachgedacht, ob ich es mache, aber an diesem einen Probetag, an dem ich vier Stunden unterwegs war, teilweise bis zu 200 Meter bis zum Briefkasten laufen musste und Grundstücke dabei hatte, bei denen man bis zu 20 Treppenstufen rauf- und runtersteigen musste, habe ich mich dann doch dagegen entschieden. Ich habe nicht umsonst 30% Behinderung aufgrund meiner Kniedysplasie und einen derartigen Job kann ich einfach nicht auf Dauer ausüben. Abgesehen davon hätte mich dieser Job auch meine 30% kosten können. Ich fand und finde es nicht gut, dass Torsten zusätzlich diesen Job ausübt und ich fühle mich dafür verantwortlich. Wir wollten vom Hartz weg und weil ich “zu doof” bin, eine Arbeit zu kriegen, muss er nun noch einen weiteren Job machen. Aber er sagt, er hätte ihn auch angenommen, wenn ich einen Job hätte. Mit dem Geld möchte er sich seine Extras finanzieren – z.B. fährt er mehrmals im Jahr mit einer befreundeten Band auf deren Gigs. Das kostet auch Geld, wenngleich auch keinen Eintritt und keine Unterkunft. Und dann wird er nächstes Jahr 40 und möchte dies natürlich auch groß feiern. Trotzdem ist es doof, dass es nun so ist, wie es ist.
Ja, warum sie mich erst eingeladen hat, wenn ich ihr doch nicht in den Kram passe, das habe ich mich auch gefragt.
-
07.07.2014, 20:54 Haben wir hier Reiseverkehrskaufleute …? #9
Dass Schichtdienst so schlecht bezahlt wird, finde ich unmöglich. Gerade nachts und am Wochenende müsste es doch recht hohe Schichtzulagen geben, denn solche Schichten stellen nun einmal eine besondere Belastung dar, zumal der Mensch an und für sich ja einen ganz anderen Rhythmus hat und nachts schläft/schlafen sollte. Darf ich fragen, wie mickrig die Zulagen im Falle deines Gatten ausfallen, liebe Bibi? Und: Ja, ich erinnere mich gut an die Schilderungen über deinen Probe-Tag als “Logistikhelfer”. Ein solcher Job ist für dich in Anbetracht deiner Behinderung nun wirklich unzumutbar, liebe Bibi! Es ist schon mehr als ungerecht, was hier in unserem Staat abläuft, wie man an eurem Beispiel sehen kann. Du willst partout arbeiten, um vom Hartz-IV wegzukommen, deiner Tochter ein Vorbild zu sein etc., bringst beste Qualifikationen mit, zeigst dich wahnsinnig flexibel, liebe Bibi – und nichts passiert. Und bestimmte Hartz-IV-Empfänger, die es nun einmal AUCH gibt, sitzen zu Hause, drehen Däumchen und bekennen sogar öffentlich, dass sie keine Lust zum Arbeiten haben.
So etwas kann doch nicht angehen! Irgendetwas muss sich diesbezüglich dringend in unserem Staate ändern … Nur WAS? Und: WIE sollte diese Veränderung konkret aussehen???
-
07.07.2014, 21:07 Haben wir hier Reiseverkehrskaufleute …? #10
Stimmt, über diese Tatsache kann ich auch nur immer wieder den Kopf schütteln.
Ändern ließe sich da bestimmt irgendwas. Aber was … Schichtzulagen … Also, der Knaller ist ja der … Torsten bekam sonst einen Stundenlohn von 7,69 € und Schichtzulagen von 10 % (Nachtschicht), 50 % (Sonntag), 100 % (Feiertag) Zum 01.01.2014 hatte die Verdi dann einen neuen Tarifvertrag für diese Berufsgruppe verhandelt, um mit dem Stundenlohn schon mal grob in Richtung Mindestlohn zu kommen. Damit dann der Sprung von aktuellen Stundenlohn zum Mindestlohn für die Arbeitgeber nicht zu hoch ist. (by the way … Da frage ich mich, ob die Verdi eigentlich AN-Gewerkschaft oder AG-Verband ist …) Jedenfalls wurde der Stundenlohn zum 01.01.14 dann auf stolze 8,24 € angehoben. Dafür “einigte” man sich jedoch darauf, die Schichtzulagen zu kürzen. So bekommt er jetzt für Nachtarbeit noch 5%, für Sonntagsarbeit 25% und für Feiertage 50% Summa sumarum macht das am Monatsende dann ein steuerfreies Plus von etwa 100 Euro aus. Die sind allerdings in den genannten 1300 Euro bereits enthalten.Nun ja … Immerhin wird er jetzt rückwirkend ab 01.06.14 als Objektleiter bezahlt, da er hier für alles der Ansprechpartner ist und auch die monatlichen Dienstpläne erstellt. Dies macht er schon ewig und er diskutiert auch schon ewig deshalb herum, dies entsprechend vergütet zu bekommen. Nun haben sie sich wohl endlich geeinigt, dass er für diese Mehrarbeit 50 Cent pro Stunde mehr bekommt … Das sind dann nochmal etwa 70 Euro mehr im Monat …
-
08.07.2014, 14:53 Haben wir hier Reiseverkehrskaufleute …? #11
Aus meiner Sicht müssten die Nachtzuschläge deutlich höher ausfallen. Unglaublich: Der Stundenlohn wird minimal angehoben – und im gleichen Atemzuge werden die Schichtzulagen deutlich gekürzt! Das ist fürwahr eine Unverschämtheit! Fünf Prozent Nachtschichtzulage würde ich für einen schlechten Scherz halten, wenn ich nicht wüsste, dass du hier die Fakten korrekt schilderst, liebe Bibi!
Was Feiertage betrifft, so sollte man nach meinem Dafürhalten differenzieren: Es macht doch wohl einen himmelweiten Unterschied, ob jemand beispielsweise am Heiligabend arbeiten muss oder am “Tag der Arbeit” …
-
08.07.2014, 17:44 Haben wir hier Reiseverkehrskaufleute …? #12
Differenziert wird hier ja durchaus bereits. Im Grunde genommen ist auch der Sonntag eine Art Feiertag. Ich hätte jetzt kein Problem damit, wenn es für die Feiertagsarbeit nur 50% gäbe – im Gegenzug dafür der Sonntag auch mit 50% bezahlt werden würde. Eine Nachtschichtzulage von 5% halte ich auch für einen schlechten Scherz. Und mir wollte auch nicht in den Kopf, dass diese “Bezahlung” von der Verdi ausgehandelt wurde. Als das Infoblatt seinerzeit kam, war ich zunächst davon ausgegangen, dass dieser Vertrag zwischen Torstens Arbeitgeber und dem entsprechenden Betriebsrat ausgehandelt wurde. Zum Vergleich: Alle anderen Unternehmen in unserer Gegend (inkl. der Zeitarbeitsfirmen) zahlen 25% Nachtschichtzulage. Torsten hatte vor einem Jahr mal darüber nachgedacht, in die Zeitarbeit/Schichtarbeit/Produktion zu wechseln. Er hätte bei regelmäßigeren Arbeitszeiten und weniger Stunden pro Monat bei einem Stundenlohn von z. Zt. 8,69 € und den entsprechend höheren Schichtzulagen netto nicht weniger gehabt als jetzt. Das Problem ist allerdings, dass er bei seinem jetzigen AG einen unbefristeten Vertrag hat, da er dort bereits seit Juni 1997 angestellt ist. Wirst Du heutzutage irgendwo neu eingestellt, bekommst Du nur noch befristete Halbjahresverträge. Und darfst Dir absolut nichts zuschulden kommen lassen – sprich, sobald Du krank wirst, bist Du weg vom Fenster. Dies war und ist uns jedoch zu riskant.
Er hat bei diesem AG einen äußerst sicheren Arbeitsplatz. Den schmeisst man nicht so einfach weg – trotz mieser Bezahlung.
-
08.07.2014, 18:13 Haben wir hier Reiseverkehrskaufleute …? #13
Selbst 25 Prozent Nachtschichtzulage erscheinen mir als deutlich zu wenig. Ich würde 50 Prozent für angemessen halten. Nun, ich persönlich könnte nachts auch einfach nicht arbeiten …
Nein, einen solch sicheren Arbeitsplatz, wie dein Mann ihn hat, würde ich auch nicht wegschmeißen! Unter gar keinen Umständen …
-
08.07.2014, 19:06 Haben wir hier Reiseverkehrskaufleute …? #14
Das ist wirklich ein Hungerlohn. Ich hätte nicht gedacht, dass es das so extrem gibt. Und es ist keine Zeitarbeitsfirma? Ein ganz normaler Betrieb? Mein Mann verdient übrigens etwa auch so viel, allerdings macht er keine Schichten (nur 2x12h und die restlichen Tage entsprechend kürzer +2 Samstage im Mo), je nach Umsatz kann es mehr werden. Erhöht wurde der Lohn in den letzten 15 oder mehr Jahren nie.
Ich dachte Zeitungsausträger bekommen keinen Mindestlohn? Meine Töchter tragen auch aus. Wie lange sie brauchen ist nicht nur von der Strecke abhängig, sondern auch vom Wetter und von der Dicke der Zeitungen. Ich frage mich gerade, ob das Einlegen der Prospekte auch mit als Zeit berechnet wird.
-
08.07.2014, 20:26 Haben wir hier Reiseverkehrskaufleute …? #15
Ja Kotori, das ist ein “ganz normaler” Betrieb. Eine Firma, die unter anderem Sicherheitsdienstleistungen und Reinigungsdienstleistungen anbietet. Der Hauptsitz ist in Essen, für meinen Mann ist die Niederlassung in Hannover zuständig, weil der Kunde, für den mein Mann hier tätig ist, seinen Hauptsitz in Niedersachsen hat. Soweit ich weiß, sollen Zeitungsausträger vom Mindestlohn ausgeschlossen werden (können). Aber es hindert ja keinen Arbeitgeber daran, diese Mitarbeiter trotzdem mit 8,50 € pro Stunde zu bezahlen. Keine Ahnung, ob man dies dann tatsächlich macht, Fakt ist jedoch, dass nun erstmal alles dementsprechend vermessen wird.
Man will die Daten unter anderem auch dafür nutzen, um zu schauen, ob Bezirke ggf. aufgeteilt oder zusammengelegt werden müssen/können.
-
14.08.2014, 15:39 Haben wir hier Reiseverkehrskaufleute …? #16
Wenn man das so liest, kann man einfach nur hoffen, dass der Mindestlohn kommt!
-
17.09.2014, 21:10 Haben wir hier Reiseverkehrskaufleute …? #17
Hallo, so wie ich gehört habe, sollten ab Januar 2015 auch Zeitungsausträger 8,50 Mindestlohn bekommen, kann ja auch nicht sein, dass
Zeitungsausträger davon augeschlossen werden.