In den USA sind Mutter-Kind-Diskos der letzte Schrei

Samstag, 15 Uhr in New York: eine Menschenschlange begehrt Eintritt in die Babydisco. Über eine Idee, die derzeit schon in 25 US-Städten umgesetzt wird.

New York – Ungefähr 30 Buggys sind vor dem New Yorker Club “Element” in der Lower East Side geparkt. Vom Eingang zieht sich eine Menschenschlange das Gebäude entlang und um die Ecke in die Essex Street. Mamas, Papas, Kinder warten darauf, in die Babydisko eingelassen zu werden. Es ist Samstag, 15 Uhr. Rein darf nur, wer sich vorher im Internet angemeldet hat und in Begleitung eines Babys oder Kindes ist, das zwischen sechs Monate und sieben Jahre alt ist.

Niemals hätten die Veranstalter gedacht, dass ihre Idee so gut ankommt: Die Kleinkinddisko, die “Baby Loves Disco” heißt, findet mittlerweile in 25 US-Städten statt. Dabei war sie eine spontane Idee: Die Amerikanerin Heather Murphy hatte es satt, mit ihrem Sohn im Zoo oder im Kindermuseum herumzuhängen und organisierte in Philadelphia eine Party, die Kindern und Erwachsenen gleichermaßen Spaß machen sollte – es war die erste Babydisko der USA. Ein Jahr später, im Jahr 2005, durften auch Babys in New York rocken. Murphy hatte zusammen mit ihrem Bekannten Andy Hurwits die “Baby Loves Disco” gegründet.

15 Dollar kostet der Eintritt in New York. Dafür gibt es Funk zu hören und gesunde Schnitten zu essen. Drinnen drängen sich Eltern und Kinder – in Glitzerjeans und mit blinkenden Spangen im Haar. “Shake your booty!”, “Wackelt mit eurem Hintern!”, feuert ein Moderator die Kleinen an – ein Tanzwettbewerb. Es gibt Geschenke im Wert von 200 Dollar zu gewinnen. Auf der Bühne wippen, wackeln, hüpfen die Kleinen. Eine junge Dame mit pinkfarbenen Turnschuhen, grüner Sporthose und Kapuzenpulli in orange legt einen Breakdance hin. Ein anderes Mädchen setzt sich plötzlich auf ein Gummipferd, hüpft damit am Moderator vorbei und – hops, von der Bühne. Bevor es ihr andere gleich tun können, wird schnell ein Sieger gekürt.

Andere Gäste sind zu klein, um zu tanzen. Ihre Eltern tragen sie wippend im Arm während die Babys Kekse zerbröseln, sich die Augen reiben oder weinen. Die Musik überdröhnt über das Gebrüll, empfindlichen Babyohren zum Trotz.

Susan hat ihren Sohn Jackson auf einer Anrichte abgesetzt und erklärt, dass die Babydisko ein “super Ort ist, um Freunde zu treffen, die auch Kinder haben”. Aber eigentlich gehe es um die Kleinen, die hier zusammen spielen können. Mama Sammy wiederum sagt, dass es nicht so viele Plätze in New York gebe, an denen sich die ganze Familie gerne aufhalte und dass sie außerdem hoffe, dass ihr Baby, Cody, zehn Monate, andere Kinder nachahme und so schneller lerne. Sogar der Barkeeper, der im oberen Stockwerk Bier und Wodka an die Eltern ausschenkt, findet alles super, besser als sonst , wenn im “Element” House und Electro aus den Lautsprechern wummert.

Das Gedränge ist groß, auf dem Boden liegt Popcorn, die Party mutet an wie ein Kindergeburtstag. Die Babydisko ist ausverkauft. Man möchte sein Kind hier lieber nicht unbeaufsichtigt herumlaufen lassen, aus Angst, es könnte zertrampelt werden. Doch Kelly, Mutter von Frankie, sagt, dass Schöne an den Nachmittagen in der Babydisko sei, dass man nicht ständig nach den Kindern schauen müsse.

Kurz darauf ergreift der Moderator das Mikrofon, neben ihm ein weinerlicher Junge: “Alle mal herhören bitte, Clarence sucht seine Eltern!”

Quelle: jetzt.de

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