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26.08.2012, 13:41 #1
Hallo Leute, mein Name ist Alex, ich habe mit meiner Frau das erste Kind, eine kleine süße Tochter und es gibt einfach Sachen, die mir schrecklich auf der Seele brennen. Sachen, die ich nicht alleine regeln kann und hoffe hier ein paar Tipps zu bekommen. Da es unsere erste Tochter ist, haben wir noch nicht richtig viel Erfahrung, doch hat meine Frau ihre Schwangerschaft damit verbracht, dass sie sehr viele Magazine und Bücher über Kinder gelesen hat. Ausserdem besucht sie ein Kinderprogramm, bei dem die kleinen durch Spiele gefördert werden. Sie ist eine tolle Mama und im Grunde genommen kann man nix dagegen sagen. Nun ist es aber so, dass wir stark verstritten sind, nicht mehr zusammen wohnen, ich bei meinen Eltern bin und sie bei ihren. Sie kommt jeden Sonntag mit der kleinen und das nur für 2h. Sie erwartet von meinen Eltern, dass sie, wenn sie meine Tochter sehen wollen zu ihr ins Elternhaus fahren sollen. Was würdet ihr machen? Einerseits schon richtig, aber andererseits ist ja alles im Streit, da ist es doch besser, wenn sie mit meiner Toichter herkommt, da ich auch Brüder habe, die sie sehen wollen. Was würdet ihr tun? Ausserdem ist es so, dass sie meiner Meinung nach zu übervorsichtig ist, sie lässt die kleine nie alleine, kann sie nie zu mir bringen, damit sie einffach einen Tag mit mir verbringt, weil sie meint, dass das Elternhaus meiner Eltern eine fremde Umgebung für sie sei. Sie fährt mit der kleinen oft zu ihrem Bruder, denn die haben auch 2 kleine Kinder. Auf jeden Fall finde ich es traurig, dass das Elternhaus schon eine fremde Umgebung für sie ist, so wie sie sagt. Ihr Argument dazu ist, dass meine Mama bis um 19 Uhr arbeitet und es auch daher keinen Sinn macht mit meiner Tochter unter der Woche herzukommen. Ich sehe das ein wenig anders. Mein Vater und meine Brüder sind ja auch da, wir wohnen nur 2 Strassen von einander entfernt, sie kann mit der kleinen Spazieren laufen und und dann einfach vorbeischauen oder? Wie ist es mit der Entwicklung des Kindes? Sie hat so viele Magazine gelsesn und beschäftigt sich mit ihr, aber irgendwie kommt mir das vor, dass das Kind auf alles neue mit Angst reagiert. Spazieren geht sie mit der kleinen vorwiegend nur im Wald oder auf der Terasse. Sie kennt weder Strassen, noch fremde Leute. Sind wir mal mit ihr irgendwo unterwegs, so hat die kleine so große Augen, dass sie nur am Staunen ist. Es ist nicht so, dass sie die kleine von der Zivilisation fern hält, aber irgendwie denke ich, dass die kleine mit ihren 8 Monaten viel mehr Umgang mit der Aussenwelt haben muss als sie jetzt hat? Stimmt das? Sie ist einfach sehr vernarrt in das, was sie tut und lässt mich keine einzige Entscheidung treffen, wenns um unsere kleine geht. Alles muss nach ihrer Pfeife tanzen und sie hat mit allem recht. Wenn ich mal was anderes behaupte, so bin ich direkt der Rabenvater, wie sie es gerne ausdrückt. Vor ein paar Tagen waren wir mit ihr im Schwimmbad, weil wir bei jemandem zu Besuch waren und die uns eingeladen haben. Dort wollten wir die Kleine ans Wasser gewöhnen und es war unmöglich. Meine Frau hat sie vorsichtig mit den Füssen ins Kinderbecken eintauchen wollen und die kleine hat sich so erschreckt, dass sie lange Zeit nur noch herzzereißend geweint hat? Ist sie noch zu jung für solche Aktivitäten? Ausserdem war sie sehr eingeschüchtert, da die Umgebung sehr Laut und ungewohnt für sie war. Sollte man sowas öfter machen, damit sie sich an die Umgebung gewöhnt oder ist sie noch zu jung dafür? Sie kann sich selbstständig auf den Bauch drehen, mehr kommt leider auch nicht. Sie ist schlau, wenn sie nicht ans Spielzeug kommt, so fängt sie an die Decke zu sich zu ziehen und somit ans Spielzeug zu kommen. Von Robben oder Krabbeln ist nix in Sicht. Sollte man sie da irgendwie fördern??? Das macht mir einfach Angst, da ich mit 8 Monaten schon gelaufen bin, ich weiß jedes Kind ist anders, aber irgendwie denke ich, dass da nicht viel kommt, obwohl sie mit der kleinen ständig irgendwelche Spiele spielt. Mit diesem Tread möchte ich meine Frau keinesfalls schlecht machen, ich werde ihr diesen Text in den laufenden Tagen zeigen und ihr auch gelegenheit geben sich auch hier zu äussern. Vlt wird sie auch die eine oder andere Frage stellen. Sie ist halt etwas kompliziert, da sie nie auch die Erfahrungen unserer Eltern zurückgreifen will, da früher alles anders gemacht worden ist, wie sie immer sagt.
Nun haut mal in die Tasten. Freue mich auf viele informative Antworten
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26.08.2012, 16:10 #2
Ein ziemlich langer Text und ich hoffe ich habe beim Lesen nichts übersehen. (Fast) alle Mütter hängen an ihren Kindern und möchten nicht ständig in die Erziehung hereingeredet bekommen. Und von den Schwiegereltern erst recht nicht! ;-). Junge Eltern/Mütter müssen eigene Erfahrungen machen, wenn sie etwas wissen wollen, dann fragen sie bei der Oma nach. Aber dann eher bei der eigenen Mutter. Klar wollen Omas Ratschläge geben, vieles ist auch sicher nett gemeint, aber eben meist nicht erwünscht und gerade die junge Mama ist dadurch genervt. Ich hatte das Glück, das mir niemand versucht hat hineinzureden 😉 bzw wurde es seitens meiner Schwiegermutter schnell aufgegeben. Ich hätte meine Töchter in dem Alter auch nie allein bei jemanden gelassen, den sie nicht ständig bzw sehr oft um sich haben. Hinzu kommt, dass Kinder im Alter zwischen 5 und ca 9 Monaten mit der Fremdelphase beginnen und dann ganz stark ihre Bezugsperson brauchen. Mit 8 Monaten ist ein Schwimmbad generell nicht der geeignete Badeort. Denk mal an die vielen Keime, das Chlor und die Lautstärke. Auch all das Neue (und Laute) kann ein kleines Kind durchaus überfordern.(und nicht nur kleine, sondern auch größere Kinder!) Kleine Kinder können über alles staunen und auch plötzlich über Dinge erschrecken, die sie vorher nie gestört haben. Wichtig ist auch, das der Kinderwagen so geschoben wird, dass das Kind euch anschauen kann (wenn dfu möchtest erkläre ich dir gern ausführlicher warum). Jedes Kind ist anders und entwckelt sich auch unterschiedlich schnell. Solange der Kinderarzt zufrieden ist und kein extremer Entwicklungsrückstand besteht brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Kinder sollte man möglichst nie vergleichen, denn selbst Geschwister entwickeln sich unterschiedlich. Meine große Tochter konnte erst mit 15 Monaten laufen. Ihre Schwester machte dagegen ihre ersten Schritte mit 10 Monaten. Übrigens—sei froh, dass deine Frau (seit ihr verheiratet?) euch so oft besucht, trotz all des Streites und der Tatsache, dass du wieder bei deiner Mami eingezogen bist ;-)! Und streitet euch nie vor dem Kind! Sei glücklich, dass du so eine tolle Tochter und tolle Frau hast, mach das Beste daraus.
Viele Grüsse an deine Frau…sie soll sich von euch nicht verunsichern lassen, sondern weiter eine so gute Mutter sein und die Kleine behüten und beschützen, denn eine feste, liebevolle Bezugsperson ist das Wichtigste für ein Kind und wichtig für das Urvertrauen!Selbstständig werden Kinder noch früh genug-alle!
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26.08.2012, 18:17 #3
Hallo Alex Ich denke, Du stellst ziemlich hohe Ansprüche an das Können Deiner Tochter. Nicht böse gemeint, denn ich finde mich in Deinen Aussagen teilweise selber wieder. Obwohl uns durchaus bewusst ist, dass man keine Vergleiche ziehen soll und kann, vergleichen wir doch immer wieder die Fähigkeiten unseres eigenen Nachwuchses mit dem Können anderer Kinder. Es scheint so, als könne grundsätzlich jedes andere Kind im gleichen Alter mehr (oder es besser) als das eigene. Doch Kinder entwickeln sich unterschiedlich. Während das eine bereits mit 10 Monaten laufen kann, kann das andere im gleichen Alter sprechen. Jedes Kind hat sein eigenes Tempo und eigene Interessen. Mein Bruder war seinerzeit ein Schnellstarter als es ums Laufen ging. Mit dem sprechen begann er dafür erst mit 3,5 Jahren Meine Tochter robbte sich monatelang wie ein Soldat durchs Leben und nach einer sehr kurzen Krabbelphase (vllt. so 2-3 Wochen) begann sie mit etwa 1,5 Jahren zu laufen. Dafür quatschte sie uns bereits mit 11 Monaten “ein Ohr ab”. Wenn Du das Gefühl hast, Deine Tochter sei in der motorischen Entwicklung nicht auf dem Stand, auf dem sie sein müsste, dann besprich das in einer ruhigen Stunde ganz sachlich mit Deiner Frau und überlege mit ihr gemeinsam, ob eine Förderung in Form von Psychomotorik o.ä. sinnvoll ist. Unterstützen kann und wird Euch da auch der Kinderarzt. Was alles andere betrifft …
So ziemlich jede (erstgebärende) werdende Mutter verschlingt während der Schwangerschaft (und in der Zeit danach) haufenweise Literatur zum Thema. Ob der Inhalt dieser Bücher immer gut und sinnvoll ist, lassen wir mal dahingestellt. Nachvollziehbar ist dieses Interesse aber allemal. Gerade als “Neu-Eltern” hat man noch “keinen Plan” vom Umgang mit dem Kind; möchte jedoch nach Möglichkeit alles richtig machen und seiner Verantwortung gerecht werden. Was liegt da näher als so ein “Handbuch für Kinder”?
Seien wir doch mal ehrlich: Welche Eltern (speziell Mütter) möchten schon gerne dauerhaft Ratschläge der Mutter (oder noch schlimmer Schwiegermutter) hören? Schon garnicht, wenn man nicht selbst nach Ratschlägen gefragt hat.
Deine Frau geht mit der Kleinen spazieren – in Feld, Wald und Wiese war ich mit unserer Tochter übrigens auch ganz oft. Ist doch viel schöner als Strassenlärm und Abgasgestank.
Deine Frau besucht mit der Kleinen einen Spielkreis – na prima, da hat Deine Tochter Kontakt zu anderen Kindern und Deine Frau kann sich mit anderen Müttern austauschen. Ganz ehrlich finde ich, dass sich an dem Verhalten Deiner Frau oder ihrem Umgang mit der Tochter nichts aussetzen lässt. Dass Deine Tochter in gewissen Situationen Ängste zeigt, ist vollkommen normal und hat sicherlich nichts damit zu tun, dass sie nicht ausreichend mit ihrer Umwelt konfrontiert wird. Auch hier gilt wieder: Jedes Kind ist anders. Manche gehen offen und selbstbewusst mit neuen Situationen um, anderen machen sie Angst. Manchen Babys kann es garnicht laut genug sein, andere mögen es lieber ruhig. Die Tochter meiner besten Freundin hat z.B. bis sie etwa 1,5 Jahre alt war, grundsätzlich ein Mordstheater gemacht, wenn meine Freundin mit ihr zum Spielkreis gegangen ist. Die anderen Kinder waren ihr grundsätzlich zu laut, liefen größtenteils alle schon (während M. noch krabbelte und deshalb eine ganz andere Perspektive hatte) und waren auch viel selbstbewusster und kontaktfreudiger als sie. Es gibt keine Richtlinie “soundsoviel Kontakt zu anderen pro Woche”. Gut ist, was dem Kind gut tut. Wenn ich merke, dass meiner Tochter (die im Okt. 4 wird) die Besuche bei Oma+Opa pro Woche zuviel werden, dann schränke ich es ein. Punkt. Genauso habe ich aber auch kein Problem damit, sie öfter dorthin (bzw. Oma+Opa hierher kommen) zu lassen, wenn meine Tochter danach verlangt und es sich zeitlich einrichten lässt. Womit wir thematisch bei den Besuchen wären. Zum einen kann ich es gut verstehen, dass Deine Frau sich damit schwer tut, die Kleine aus ihren Händen zu geben (auch wenn Du der Papa bist) und Entscheidungen andere fällen zu lassen. Wie gesagt … Meine Tochter wird jetzt 4 und ich tue mich immer noch schwer damit, sie anderen anzuvertrauen. Das liegt einfach in der Natur der Sache. Mein Kind ist der wichtigste Mensch in meinem Leben – und den möchte man natürlich nicht verlieren. Logisch, dass man immer ein Auge darauf haben muss, oder? Das darf natürlich nicht dazu führen, dass man es in Watte packt und wie ein rohes Ei behandelt, aber den richtigen Mittelweg dafür muss man erstmal finden.
Gib Deiner Frau noch ein bisschen Zeit und zeig ihr einfach, dass sie Dir die Verantwortung für die Kleine mit ruhigem Gewissen abgeben kann.
Liebe Grüße aus OWL
Bibi76 -
27.08.2012, 22:08 #4
Werter Gast, wie du selbst schreibst, ist deine Tochter deiner Ansicht nach schlau. Weshalb machst du dir dann solche Sorgen?! Was verstehst du unter dem Begriff der “Förderung” bei einem Säugling? Die Förderung der Intelligenz? Zu deiner “Beruhigung”: Die Intelligenz eines Menschen ist zu etwa 90 Prozent genetisch bedingt. Wie du schreibst, besucht dein Töchterlein bereits ein Kleinkinderprogramm zur sogenannten Förderung. Aber wie du ja oben deutlich machst, weißt du schließlich ohnehin, dass deine Tochter schlau ist. *hüst* Das erinnert mich an Julika Aurelias Vater, welcher der festen Überzeugung war, dass sie ein Wunderkind sei, zumal sie als einzige von sechs Milliarden Erdenbürgern seine Gene in sich tragen würde (ZITAT!). Mit drei Monaten konnte sie sie seiner Meinung nach sprechen, im Alter von vier Monaten zeigte sie sich feinmotorisch nach seinen Beobachtungen so außergewöhnlich begabt, dass er von einem Architekturstudium ausging. Mein damaliger Mann hatte für unser Wunschkind bereits eine Europareise im Alter von zwei Jahren geplant – und “natürlich” stand für ihn Folgendes fest: Spätestens mit neun Monaten wird Julika laufen können. Dass Julchen die “International School” in Düsseldorf besuchen würde, hatte der Kindsvater bereits vor ihrer Geburt geplant. Für mich war das alles so befremdend und “krank”, dass ich mich mit meinem damaligen Gatten letztendlich auch sehr viel gestritten habe. Ich war unendlich glücklich, ein gesundes Kind zur Welt gebracht zu haben. Als ich meinem Mann dereinst sagte: “Und wenn Julika auf die Hauptschule kommen sollte, so werde ich sie doch nicht weniger lieben, als wenn sie eine akademische Karriere macht.”, reagierte er sichtlich schockiert. Mein Ex wusste alles besser; hatte zig Bücher und Zeitschriften zum Thema “Baby” gelesen, während ich während der Schwangerschaft nichts in der Richtung getan hatte, da es mir psychisch so dreckig ging und ich ohnehin nicht daran glaubte, ein (gesundes) Kind zur Welt bringen zu dürfen. Mithin besuchte ich auch keinen Geburtsvorbereitungskurs. Mittlerweile denke ich, dass dies durchaus seine Vorteile hatte. Als es mir wenige Wochen nach Julika Aurelias Entbindung psychisch wieder richtig gut ging, fing ich an das Buch “O je, ich wachse!” zu lesen, welches mir von Schwiegermama und vielen anderen so sehr ans Herz gelegt wurde. Also, ich habe besagten Erziehungsratgeber ziemlich schnell bei Seite gelegt, zumal das Schema, auf welchem immer wieder beharrt wird, mir zu simpel erscheint. Zudem finde ich die dort angeführten Listen, in denen man abhaken soll, was das eigene Kind schon kann, unsäglich. Nun, lieber Alex, meine Tochter lief letztendlich “erst” mit 18 Monaten. Mittlerweile gehört sie zu den Wildesten, Schnellsten, Wendigsten und Geschicktesten in unserem Umfeld. Wenn Julikas ehemalige Physiotherapeutin sie erleben würde, würde sie gewiss Freudensprünge machen … Ich bin mir sicher, dass mein Engel auch ohne Krankengymnastik seinen Weg gegangen wäre – im wahrsten Sinne des Wortes.
Ein acht Monate altes Baby benötigt keine “Förderung”; es bedarf der permanenten Liebe und Zuwendung einer Bezugsperson (in der Regel der Mutter). Es braucht das Gefühl, zu Hause zu sein, beim Namen gerufen zu werden, beschützt zu werden, um zu einer seelisch gesunden Person heranwachsen zu können …
“Es geschehen Dinge, die wie Fragen sind. Es vergehen Sekunden oder Jahre, und das Leben antwortet.”
(Alessandro Baricco)
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27.08.2012, 23:24 #5
Nun bin ich aber mal gespannt, ob sich der Papa nach all den ,,weiblichen Ansagen” noch zu Wort meldet .
Mich würde ja auch noch brennend interessieren welche Ratschläge Schwiegermama versucht zu geben .