Kinder brauchen Rituale … – oder doch nicht?

Während so mancher Erwachsener das Unbekannte liebt und sich jeden Tag aufs Neue in das Abenteuer „Leben“ stürzt, brauchen Kinder die Gewissheit, dass morgen alles noch genauso sein wird wie heute. Diese Vorgehensweise gibt Kindern Geborgenheit, denn sie können sich auf das, was sie erwartet, rechtzeitig einstellen und sind weniger gestresst.

Wie wichtig ein geregelter Tagesablauf mit festen Ritualen ist, lässt sich daran erkennen, dass Kinder spätestens zum Ende des Tages weinerlich werden, schlechter in den Schlaf finden und nachts häufiger aufwachen. Abgesehen davon läuft auch für die Eltern der Tag wesentlich entspannter ab, denn das Kind kann mit festgelegten und stets gleichen Bräuchen besser umgehen und sie leichter akzeptieren. Zudem fördern feste Gewohnheiten den Zusammenhalt in der Familie – gerade dann, wenn es um so etwas wie gemeinsame Mahlzeiten oder den regelmäßigen Ausflug am Sonntag geht. Diese Bräuche kommen dann nicht mal nur dem Kind zugute.

Wenn man von täglichen Ritualen spricht, denken die meisten zunächst an die tägliche Gute-Nacht-Geschichte oder das Sandmännchen vor dem Zubettgehen. Aber auch der feste Tag in der Woche, an dem das Kind zum Sport geht oder den Nachmittag bei den Großeltern verbringt, vermittelt dem Kind ein Gefühl von Sicherheit. Und es lernt dadurch. Denn das 5-jährige Kind, das jeden Freitag um 12 Uhr von der Oma vom Kindergarten abgeholt wird, kann sich relativ schnell die Wochentage merken und bekommt ein Gefühl für die zeitlichen Abstände. Kinder merken sich sehr schnell diese wiederkehrenden Gepflogenheiten und fordern diese auch ein. So erwartete kürzlich meine 5-jährige Tochter die traditionelle Hühnersuppe – von ihr aus mir unbekannten Gründen „Löwen-Suppe“ genannt – als sie mit Grippe im Bett lag. Schließlich könne sie ohne dieses Ritual nicht gesund werden.

Rituale stabilisieren jedoch nicht nur den Tagesablauf der Kinder und helfen ihnen, den Alltag leichter zu durchleben. Sie können auch dabei behilflich sein, uns die Durchführung von verhassten Tätigkeiten zu erleichtern. Als der 6-jährige Sohn einer Bekannten im Alter von knapp 4 Jahren plötzlich das Zähneputzen verweigerte, übernahm ein Waschlappen in Froschform diese Aufgabe. Und meine Tochter lässt sich nur dann problemlos die Haare waschen, wenn sie währenddessen lauthals singen darf. Egal, ob es sich um den Tagesablauf an sich, die Eliminierung des Trennungsschmerzes oder die Erleichterung der Körperhygiene geht, Rituale stärken die ganze Familie und helfen dem Kind mehr, als es vielleicht den Anschein hat.

„geschrieben von Bibi76

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