Könntet ihr euch vorstellen …

  • 25.02.2014, 13:43 Könntet ihr euch vorstellen … #1

    oder hättet ihr euch vorstellen können, ein Kind zu adoptieren, wenn es mit leiblichen Kindern nicht geklappt hätte?

  • 25.02.2014, 16:03 Könntet ihr euch vorstellen … #2

    Oh, gute Frage, Kotori.
    Bei uns hat es mit dem Nachwuchs damals ziemlich lange gedauert. Wir waren bereits 11 Jahre zusammen, 3 davon verheiratet, bis Finja zur Welt kam. Und eigentlich dürfte es sie gar nicht geben. Aber das ist eine andere (längere) Geschichte. wink-3995642 Als sich der gewünschte Nachwuchs nach 4 oder 5 Jahren (und jeder Menge Rennerei von Arzt zu Arzt) nicht eingestellt hatte, dachten wir tatsächlich über Adoption nach. Wir hatten sogar bereits einen Antrag gestellt und ein erstes Gespräch mit dem Jugendamt gehabt. Hätte man uns gelassen, hätten wir wohl auch adoptiert. Da der “nette Herr vom JA” damals aber der Ansicht war, mein übergewichtiger Mann sei zum einen zu schweigsam und würde zum anderen ganz sicher seinen 30. Geburtstag nicht überleben (aufgrund des Übergewichts), lehnte man unseren Antrag ab. gut 2 Jahre später wurde ich schwanger. Im Nachhinein habe ich mich schon oft gefragt, ob wir mit einem adoptierten Kind tatsächlich so umgegangen wären und es lieben würden, wie wir es bei unserem eigenen Kind tun. Besonders ich ertappe mich doch immer wieder dabei, dass ich mit “fremden” Kindern – und seien sie noch so lieb und süss und umgänglich – doch ganz anders umgehe als mit Finja.

    Aber das liegt wohl in der Natur der Sache.

  • 01.03.2014, 13:36 Könntet ihr euch vorstellen … #3

    Solche “Was, wäre, wenn nicht …?”-Fragen sind selbstredend sehr schwierig zu beantworten. Mir war allerdings ohnehin bereits vor etwa 15 Jahren, als ich noch keinen “akuten” Kinderwunsch hatte, bewusst, dass ich nicht zu den “Auserkorenen” gehören würde, welche ein Kind adoptieren dürfen. So manch einer, der hier etwas schreibt wie “Notfalls adoptiere ich ein Kind …”, scheint sich gar nicht der Tatsache bewusst zu sein, dass beide Partner zahlreiche Kriterien erfüllen müssen, diversen Tests unterzogen werden etc., ehe sie in die Liste derer, die Adoptiveltern werden können, aufgenommen werden. Wie Bibis Beitrag verdeutlicht, kann ein Einwand des “netten Herrn vom Jugendamt” auch bereits reichen, um eine Abfuhr erteilt zu bekommen. Vor gar nicht allzu langer Zeit hatte ich mit einem Mann, der einige Jahre jünger ist als ich und kurz nach seiner Geburt adoptiert wurde, ein sehr interessantes Gespräch. Er meinte, dass seine gesamte Gefühlswelt “falsch” bzw. mitunter nicht vorhanden wäre, was er auf eine gänzlich gestörte Kommunikation zwischen seiner Adoptivmutter und ihm zurückführte. Wenn sie ihn beispielsweise angelächelt habe und gesagt hätte: “Ach, was bist du doch für ein entzückender Junge!” hieß dies seiner Ansicht nach etwa Folgendes: “Oh, was bin ich traurig, dass wir keine eigenen Kinder bekommen haben und du gar keine Ähnlichkeit mit uns hast!” Seiner Ansicht nach war seiner Mutter also immer wieder zum Weinen zumute, aber dies konnte/wollte sie ihrem Adoptivsohn natürlich nicht zeigen, so dass gelächelt wurde, wenn Tränen hätten fließen müssen. Als dieses Adoptivkind mit etwa 30 Jahren auf seinen Vater traf, war die Ähnlichkeit, was das Aussehen, den Charakter, die Ansichten etc. betraf, wohl mehr als verblüffend. In diesem Augenblick habe sich der Mann, mit dem ich mich so lange unterhielt, zum ersten Mal “zu Hause” gefühlt.

    Mittlerweile verstehe ich auch, was eine Mutter damit meinte, als sie vor über 3,5 Jahren zu mir sagte: “Man erkennt ja doch so viel von sich selbst bei seinen eigenen Kindern wieder. Aber dies ist ja auch gut so, weil man sie dadurch eben viel besser versteht. Demgegenüber haben Adoptiveltern doch einen unglaublichen Nachteil.” WIE WAHR, WIE WAHR!

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