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17.05.2014, 17:03 Legasthenie Nachteilsausgleich NIEDERSACHSEN #1
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17.05.2014, 21:27 Legasthenie Nachteilsausgleich NIEDERSACHSEN #2
Huhu Annilega, da mein Bruder in Buxtehude (also in Niedersachsen) als verbeamteter Lehrer tätig ist, kann ich dir Folgendes mitteilen: In Niedersachsen gibt es Legasthenie (offiziell) nicht. Diese sogenannte Lese- und Rechtschreibschwäche wird in dem in Rede stehenden Bundesland nicht anerkannt. Mithin existiert selbstverständlich auch kein entsprechender Nachteilsausgleich. Dies müsste dir als in Niedersachsen Lebende doch eigentlich bekannt sein. Mithin dürfte sich das Thema deiner Staatsarbeit erübrigt haben … Was ist eigentlich eine “Staatsarbeit”, wenn mir diese Frage erlaubt sein dürfte?
Beste Grüße von Glashaus73
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17.05.2014, 21:39 Legasthenie Nachteilsausgleich NIEDERSACHSEN #3
Hallo Glashaus73,
ganz so stimmt das nicht. In Niedersachsen gibt es einen Erlass zu Lese- Rechtschreibstörungen, zu denen die Legasthenie dazugezählt wird, der in den Schulen umgesetzt werden muss. http://www.mk.niedersachsen.de/porta…6411&_psmand=8 Hier stehen die wichtigsten Inhalte zusammengefasst ( Der 6. Punkte besagt zum Beispiel, dass Maßnahmen im Sinne eines Nachteilsausgleichs angewendet werden können) und hier die ausführlichere Version http://www.iflw.de/service/legasthen…dersachsen.htm unter 3.2 Besondere Förderungen, werden die Maßnahmen aufgelistet, die im Sinne des Nachteilsausgleichs angewendet werden können.
Klar, darfst du fragen 🙂 Die Staatsarbeit ist die wissenschaftliche Hausarbeit, die mit einem Umfang von mindestens 60 Seiten, am Ende des Lehramtsstudiums verfasst werden muss, um das 1. Staatsexamen zu erhalten. Viele Grüße
Annika
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17.05.2014, 23:17 Legasthenie Nachteilsausgleich NIEDERSACHSEN #4
Hi Annika, na, zu meiner Zeit hieß dies noch “Staatsexamensarbeit” (oder so ähnlich) … Allerdings wundere ich mich darüber, dass es diese noch gibt, da ich dachte, es würden nur noch Bachelor-Abschlüsse “erlaubt” sein. Wo studierst du genau, wenn ich fragen darf? Mein Bruder ist übrigens seit ca. 15 Jahren Lehrer in Niedersachsen und hat auch an Schulen in Stade, Jork etc. gearbeitet. An keiner dieser Bildungseinrichtungen wurde/wird Legasthenie anerkannt.
Liebe Grüße von Ulrike
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17.05.2014, 23:26 Legasthenie Nachteilsausgleich NIEDERSACHSEN #5
Hallo, bei uns heißen die Klausuren in den Fächern und der Didaktik Staatsexamensarbeiten und die wissenschafltiche Hausarbeit ist die Staatsarbeit. Ich studiere in Siegen, also NRW komme aber aus Rosengarten. Die Uni Siegen hat erst zum Wintersemester 2011/2012 auf den Bachelor und Master umgestellt, da ich im Sommersemester angefangen habe, konnte ich noch auf Examen studieren und muss so “nur” 3,5 Jahre und keine 5 Jahre im Bachelor/Master System. Bisher empfinde ich es als positiv noch im Examen eingeschrieben zu sein. Leider ist es an vielen Schulen so, dass Legasthenie nicht anerkannt ist und die Schüler keinen Ausgleich erhalten, dabei ist es, wie gesagt, vom Gesetz her vorgeschrieben. Ein weiteres Problem ist, das jedes Bundesland seine eigenen Regelungen hat und damit die Schüler in den Ländern stark unterschiedlich behandelt werden.
Bist du auch Lehrerin ?
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17.05.2014, 23:56 Legasthenie Nachteilsausgleich NIEDERSACHSEN #6
Ja, ich bin staatlich examinierte Realschullehrerin für Deutsch und Philosophie sowie Doktorin der Erziehungswissenschaften.
Allerdings habe ich seit mehreren Jährchen nicht mehr als Lehrerin gearbeitet und werde in absehbarer Zeit (wegen meiner Tochter und unserer speziellen Situation, aber auch, weil ich das Bildungssystem in NRW in keiner Weise gutheiße) wohl nicht in diesem Beruf tätig sein.
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06.07.2014, 22:56 Legasthenie Nachteilsausgleich NIEDERSACHSEN #7
Meine verst. Kollegin H.Prem wurde durch ihr praktisches Vorbild bei der konkreten Lösung dieses Problems bekannt. Sie sagte immer deutlich: “Legasthenie ist KEIN LERN- sondern ein LEHR-PROBLEM. ALLE ihre Schüler lernten jeweils in 1/3 der üblichen Zeit = also in 1/2 Jahr statt in 1 1/2 Jahren RICHTIG = FEHLERFREI lesen & schreiben. Mit ihrer “vergnügten Ballonfahrt ins Leseland” haben viele Mütter, bei denen die Schule mit ihrem Kind versagt hatte, zu Hause noch später kurz und schmerzlos richtig lesen & schreiben gelernt. Die Ballonfahrt war nötig, um zu zeigen, dass man FÜR LERNEN BALLAST ABWERFEN sollte und nicht den Kindern aufhalsen darf. Bei H,Prem durften die Kinder – wie in der neuen Ich-kann-Schule – DIE HAUPTROLLE IHRESW LEBENS spielen und mussten sich nicht in vorgegebene Statistenrollen einfügen. Ganz im Gegenteil! Bei H.Prem diente jedes Wort, jede Geste, jede Tat dem WACHSTUM DER PERSÖNLCIHKEIT, und wer WÄCHST, der wird dem Leben GEWACHSEN. Frau Prem erzielte ihr Erfolge auf einfachste Weise: Sie unterließ erstens all den Unfug, mit dem die Pädagogik ihre ständig wachsenden Misserfolge produziert, und sie sprach auch geschwächte Kräfte als die genialen Kräfte an, die sie sind. Das honorierten die nicht pädagogisch misshandelten Talente und kamen bei ihr raus und entwickelten sich begeistert, weil die Lehrerin ja auch von ihnen begeistert war. Es ist ganz einfach. Ich freue mich auf Euren Erfolg.
Franz Josef Neffe
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06.07.2014, 23:06 Legasthenie Nachteilsausgleich NIEDERSACHSEN #8
Na, dann schicken wir alle Legastheniker zu deiner Kollegin Frau H. Prem und den Anhängern ihrer “Methode” – und in Deutschland wird es bald keinen einzigen Legastheniker mehr geben …
Wie erklärst du dir eigentlich folgendes Phänomen, werter Franz J. Neffe: An den deutschen Schulen wird von Jahr zu Jahr mit weniger Druck gearbeitet – und dennoch verschlechtern sich die Leistungen der Schüler im Durchschnitt weiterhin?
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07.07.2014, 00:20 Legasthenie Nachteilsausgleich NIEDERSACHSEN #9
Zitat von Glashaus73 Na, dann schicken wir alle Legastheniker zu deiner Kollegin Frau H. Prem und den Anhängern ihrer “Methode” – und in Deutschland wird es bald keinen einzigen Legastheniker mehr geben …
Wie erklärst du dir eigentlich folgendes Phänomen, werter Franz J. Neffe: An den deutschen Schulen wird von Jahr zu Jahr mit weniger Druck gearbeitet – und dennoch verschlechtern sich die Leistungen der Schüler im Durchschnitt weiterhin?
Meine Kollegin ist leider schon verstorben. Es gab mal eine einjährige Studie, wo über 60 Lehrer aus Bayern, Hessen und Österreich mit der Prem-Methode arbeiteten. Die bekundigten alle einhellig a) dass es ihr erstes stressfreies Schuljahr war und b) dass sie die Prem-Methode beibehalten werden. Es ist nicht das einzige konkrete Erfolgsbeispiel, das – eben weil es so unbequem erfolgreich war – unter das Niveau gedrückt wurde, über dem man niemand haben wollte. Wie ist das denn bei Dir: Ist es Dir wichtiger, unbequem zu Lesendes wegzubekommen oder daraus zu lernen? Nach meiner praktischen Erfahrung, die ich ggf. gerne reproduziere, gibt es (nicht nur) in Deutschland keine Legastheniker. Wir behandeln das ganz falsch als “Kinderkrankheit”. Es ist ein sehr komplexes Geschehen aus pädagogischen Fehlern, falsch behandelten Talenten und ihren Reaktionen, suggestiven Wirkungen von Menschen und Umständen und noch einer Menge weiterer Faktoren. Mit unserer amtlichen “Legasthenie-Therapie” – was ins Deutsche übersetzt heißt: Pflege und Verehrung der LeseSCHWÄCHE – haben wir mit Riesenaufwand die Problematik längst mehr als verdoppelt. Wir schreiben heute durchschnittlich mehr als doppelt soviel Rechtsachreibfehler als im April 1978, wo die KMK die Legasthenieförderung beschlossen hatte. Vielleicht wohnst Du in einem ganz anderen Deutschland als ich. In den Zeitungen las ich und in den Medien hörte und sah ich bis heute nur ständig das Klagen darüber dass dser DRUCK ZUNIMMT. Wäre es nicht interessant, wenn Du mal mit deinen genialen unbewussten Kräften ins Gespräch kommst und Dir von ihnen erzählen lässt, was Dich drängt, es so ganz anders zu sehen? Ich freue mich auf Deinen Erfolg und danke herzlich für die interessanten Bemerkungen und Fragen.
Franz Josef Neffe
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07.07.2014, 01:20 Legasthenie Nachteilsausgleich NIEDERSACHSEN #10
Worauf bezieht sich deine Frage: “Wie ist das denn bei Dir: Ist es Dir wichtiger, unbequem zu Lesendes wegzubekommen oder daraus zu lernen?”? Ich verstehe dich doch richtig, wenn du meinst, dass so viel Druck auf die Schüler ausgeübt wird, oder? Erstens habe ich sehr lange selbst an diversen Schulen als Lehrerin unterrichtet und habe beispielsweise an Grundschulen erleben müssen, wie Kinder bis zum dritten Schuljahr von ihrer Klassenlehrerin in erster Linie einem spielerischen sozialen Training unterzogen wurde. Besagte Klassenlehrerin wiederholte im Lehrerzimmer unermüdlich, dass die Rechtschreibung unwichtig wäre. Am Ende des dritten Schuljahres hatte sie zwar in der Tat eine Klasse mit Schülern mit einer hohen sozialen Kompetenz, aber auch die mit Abstand leistungsschwächste Klasse. Zweitens musste ich miterleben, wie Erstklässler nach der Methode “Lesen durch Schreiben” nach Jürgen Reichen geschrieben haben. Nun, einige beschrieben schon recht schnell mehrere Seiten, aber leider konnte ich (bei meinen Vertretungsstunden) kaum eines der geschriebenen Worte entziffern. Ich habe den mittlerweile verstorbenen Schweizer Reformpädagogen Reichen auch persönlich in einem Vortrag erlebt und halte seinen Ansatz für ausgesprochen kritik- sowie fragwürdig. In Grundschulen, an welchen noch nach dem klassischen FIBEL-Prinzip unterrichtet wurde, erzielten die Erstklässler deutlich bessere Rechtschreibleistungen. Wie ich ja bereits an anderer Stelle erwähnte, ist mein Bruder seit etwa 16 Jahren verbeamteter Realschullehrer in Niedersachsen. Er unterrichtet zurzeit an einer Buxtehuder Realschule. Lehrer, die ein gewisses Niveau erhalten wollen, sind dort im Lehrerzimmer regelrecht verpönt. Wie definierst du genau “Druck” im Kontext von Schule, lieber Franz J. Neffe? Sind dies die Anforderungen, welche an Schüler gestellt werden? Diese werden von Jahr zu Jahr niedriger, wie ich dies auch während meiner eigenen Tätigkeit als Lehrerin erleben konnte/musste.
Über geniale unbewusste Kräfte verfüge ich (leider) nicht. Schließlich halte ich mich auch nicht für ein Genie.