16.11.2006 13:29 #1
Lenjas Weg auf diese Welt Sonntag, 12.11.2006, 03:08 Uhr ich: (rüttel ihn sanft) Schatz, wach mal auf, meine Fruchtblase ist geplatzt. er: (öffnet die Augen, sieht mich an, schließt die Augen, schläft weiter) ich: (rüttel ihn stärker, spreche in ernsterem Tonfall) Schatz, jetzt wach doch mal auf! er: (öffnet die Augen, schaut sauer, grummelt) Was ist denn? ich: Meine Fruchtblase ist geplatzt. er: (schaut skeptisch) Ehrlich jetzt? ich: (dreh mich zur Seite und offenbare den Fleck) Willst du mal anfassen? Circa eine Stunde später saßen wir im Taxi, auf dem Weg in die Klinik. Nachdem ich im Bett noch leicht nervös und ängstlich ob der Dinge die da auf mich zukamen war, hatte ich mich inzwischen eigentlich entspannt. In der Klinik wurde ich dann ans CTG geschlossen, gegen 5-6 Uhr tastete die Hebamme nach meinem Muttermund (der inzwischen auf 5-6cm verkürzt war) und dort lag ich dann. Die Wehen wurden stärker, waren aber noch aushaltbar. Toni saß vor mir, massierte meine Füsse und futterte Müsliriegel. Nach einem Einlauf wurde ich dann gegen 6-7 Uhr in den Kreissaal geschickt. Und dort begann dann die kritische Phase. Die Phase, in der ich gerne aus dem Fenster gesprungen wäre, wenn der Raum nicht im Erdgeschoss gelegen hätte. Leider fand ich in unmittelbarer Umgebung des Entbindungsbettes nichtmal irgendwas, was ich gegen die Wand pfeffern konnte, was nach dem Verlangen nach Schmerzmitteln mein zweitgrösster Wunsch gewesen sein dürfte. Das Schmerzmittel bekam ich auch, wirkte meines Empfindens nach aber nicht. Auch für eine PDA war es -nach Meinung der Hebamme- zu spät. Nachdem ich mich in einer Wehenpause übergab, war mir wenigstens nicht mehr schlecht. Aber die Schmerzen blieben und während ich überlegte wie glaubhaft ich eine Ohnmacht vorspielen konnte um an Schmerzmittel zu kommen, war ich doch sehr stolz auf mich, dass ich trotz der Schmerzen Toni nicht bedrohte oder beschimpfte (schliesslich wollte ich ihn nicht vertreiben). Stattdessen versuchte ich es mit Mitleid. Doch auch er konnte mir auf mein Betteln und Flehen hin natürlich kein Schmerzmittel besorgen. Gerne wäre ich dem Tipp der Hebamme, ich solle mich entspannen, nachgekommen, wie man sich bei solchen Schmerzen allerdings entspannen kann, wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben (und ehrlich gesagt glaube ich, dass es sich dabei nur um einen Spruch handelt). Irgendwann (gefühlte Zeit circa 5 Stunden, in Wirklichkeit warens wohl ungefähr 30 Minuten) wurde mir mitgeteilt, dass mein Muttermund weg wäre und ich jetzt pressen dürfe. Das war eine Erleichterung. Ich durfte mich endlich auf den Rücken drehen und dann ging alles ganz schnell, nach 3 weiteren Wehen (welche interessanterweise viel viel ertragbarer waren als die davor) war sie da. Während ich von der Frauenärztin nachuntersucht wurde, wog und mass die Hebamme unsere Tochter zum ersten Mal. Ich gebe zu, als ich sie so auf dem Tisch liegen sehen hab, hat sie mich doch sehr an einen Sha Pei erinnert, so faltig und fett war sie. Aber mit 4150g und 53cm Länge darf man das wohl auch. Danach ging alles recht schnell, duschen, ab in den Rolli und dann die Kleine in die Kinderklinik zur U1 gebracht. Leider durfte die Kleine über Nacht nicht zu mir, sondern musste, des Herzlochs wegen, in der Kinderklinik zur Überwachung bleiben. Das hatte natürlich zur Folge, dass ich diese und die folgende Nacht äußerst schlecht und vor allem wenig schlief, einerseits, da ich alle 2 Stunden nach unten zum Stillen und Kuscheln gerufen wurde und andererseits, weil die Kleine mir natürlich unglaublich gefehlt hat. Am Tag danach wurde beim Herzultraschall festgestellt, dass das Loch noch vorhanden ist. Deshalb war auch lange nicht klar, ob die Kleine überhaupt mit mir die Klinik verlassen darf, oder ob sie länger zur Beobachtung bleiben muss. Zum Glück wurden wir dann aber entlassen.
Wir konnten bisher feststellen, dass die Kleine ein äußerst liebes und ruhiges Kind ist. Sie schreit nur, wenn wirklich etwas nicht stimmt und lässt sich sehr schnell beruhigen. Hoffentlich bleibt das so. Wir sind jedenfalls überglücklich sie endlich bei uns zu haben.