30.03.2008, 19:46 #1
Lexikon: Säugling/Baby Als Säugling oder Baby (Plural: Babys) bezeichnet man ein Kind ab der Geburt im ersten Lebensjahr. In dieser Zeit wird es häufig mit der Frauenmilch der Mutter, meist Muttermilch genannt, ernährt. Dies bezeichnet man als Stillen. Wegen des Saugreflexes wird es Säugling genannt. Während der ersten vier Wochen heißt es Neugeborenes. Ab dem ersten Lebensjahr nennt man es Kleinkind. Im ersten Lebensjahr gibt es typische Entwicklungsphasen, deren zeitliche Streuung mit zunehmendem Alter größer wird. Entwicklungsdefizite können kurzfristig durchaus aufgeholt werden. Auffällige oder langfristige Abweichungen sind Gegenstand der Pädiatrie.
Sensomotorische Entwicklung
Unter sensomotorischer Entwicklung wird die dynamische Wechselwirkung von Wahrnehmungen (über Sinnesreize) und reaktiver Bewegung (über das neuromuskuläre Zusammenspiel) verstanden. Die aktuelle Forschung geht davon aus, dass der Mensch in seinem ersten Lebensjahr auf ein immanentes Lernprogramm zurückgreift, das es ihm ermöglicht, eine kontinuierliche Entwicklung von der Geburt bis zum aufrechten Stand zu vollziehen. Schon Säuglinge sind – wie alle Menschen – Individuen. Sie sind verschieden und haben bereits Charaktereigenschaften. Es gibt eine sehr große Bandbreite an gesunden Entwicklungen und die Reihenfolge der erlernten Fähigkeiten kann verschieden sein.
Reflexe und Reaktionen
Alle frühkindlichen Reflexe und Reaktionen sind einem bestimmten Bereich oder Niveau im Zentralnervensystem zugeordnet. Innerhalb eines bestimmten Zeitraumes sind sie physiologisch oder werden erwartet. Sie begleiten die sensomotorische Entwicklung des Kindes. Reflexe sind unwillkürliche, regelhaft ablaufende Vorgänge als Antwort auf äußere Reize (hauptsächlich über die Hautrezeptoren und das Labyrinth). Sie werden zentral über das Zwischenhirn (Thalamus und Pallidum) vermittelt, die Antwort ist kaum variabel. Reaktionen sind Antworten auf äußere Reize, die in einem bestimmten Muster erfolgen. Die Muster können unterbrochen und verändert werden. Im folgenden werden nur einige für die Diagnose und Behandlung wichtige Reflexe und Reaktionen erläutert (Wo = Woche, LM = Lebensmonat, LJ = Lebensjahr). Wo es nicht anders steht, ist die Ausgangsstellung die Rückenlage.
Primitivreflexe
palmarer Greifreflex
* Bestreichen der Handinnenflächen mit dem Daumen ? Greifen, Faustschluss * physiologisch: 0–6. LM, danach verhindert er den Handstütz u. koordiniertes Greifen
plantarer Greifreflex
* Bestreichen der Zehenballen mit dem Daumen ? Zehenkrallen * physiologisch: 0–11. LM, ab Laufbeginn stört bzw. verhindert er das Gehen
Moro
* laute Geräusche oder Erschütterungen ? 1. Abstreckphase (Anspannung der Streckmuskulatur + Kopfstreckung), 2. Umklammerungsphase ( Anspannung der Beugemuskulatur + Kopfbeugung) * physiologisch: ab 6. Wo nur noch Abstreckphase, baut ab mit der Fixierung des Kopfes
Galant
* Kind wird in Bauchlage in der Schwebe gehalten, 2 cm neben der Wirbelsäule (WS) mit den Fingern vom Schulterblatt bis zum Beckenkamm entlang streichen ? WS-Seitbeugung + Kopfdrehung zur gleichen Seite * physiologisch: 0–2. LM, Abschwächung bis 5. LM
Schreitreflex (automatisches Gehen)
* man trägt das Kind mit beiden Händen seitlich am Brustkorb und lässt die Füße wechselseitig geringes Gewicht übernehmen ? das Kind schreitet voran. * physiologisch: 0–3. Mo, die Beine müssen dabei gebeugt bleiben.
Extensorstoß
* man trägt das Kind mit beiden Händen seitlich am Brustkorb und lässt die Füße gleichzeitig geringes Gewicht übernehmen ? das Kind antwortet mit einer raschen Streckung der Beine und des Rumpfes. * physiologisch: 0–3. Mo
Tonische Reflexe
Nach dem Abbau der Massenbewegungen und der Primitivreflexe entwickeln sich differenzierte Bewegungen, wobei der Muskeltonus von der Kopfstellung abhängt. Es entstehen tonische Reflexe, die bei einem gesunden Säugling aber nie so stark ausgeprägt sind, dass sie die Einnahme differenzierter Körperstellungen behindern. Wenn sie über den physiologischen Zeitraum hinaus persistieren, verhindern sie die Aufrichtung und die Entwicklung der Stell- und Gleichgewichtsreaktionen.
TLR (Tonischer Labyrinthreflex)
* Vorbeugen des Kopfes ? zunehmender Beugetonus * Rückstrecken des Kopfs ? zunehmender Strecktonus * physiologisch: 0–3. LM
STNR (Symmetrisch tonischer Nackenreflex)
* Vorbeugen des Kopfes ? Beugung der Arme + Streckung der Beine * Rückstrecken des Kopfes ? Streckung der Arme + Beugung der Beine * physiologisch: 0–3. LM
ATNR (Asymmetrisch tonischer Nackenreflex)
* Seitwärtsdrehung des Kopfes ? Gesichtseite: Arm gestreckt, Hand locker gefaustet, Bein gestreckt mit aufgesetztem Vorfuß, Hinterhauptseite: Arm gebeugt in lockerer U-Halte, Bein locker gebeugt mit Bodenkontakt. Diese Körperhaltung wird auch als „Fechterstellung“ bezeichnet. * physiologisch: 4.–8. Wo
Stellreaktionen
Die Stellreaktionen dienen dazu, Kopf und Rumpf bei einer Lageveränderung im Raum einzustellen. Sie entwickeln sich nach dem Abbau der tonischen Reflexe, dienen der Antischwerkraftentwicklung und sind die Voraussetzung für die Stütz- und Gleichgewichtsreaktionen. Sie werden in die Wilkürbewegungen integriert und bleiben in modifizierter Form ein Leben lang erhalten.
LSR (Labyrinthstellreaktion)
* ab der 6 Wo beginnt das Kind, in Bauchlage den Kopf zu heben und ihn gegen die Schwerkraft einzustellen. * physiolog: volle Entwicklung bis zum 5. LM.
HSR (Halsstellreaktion)
* Wird der Kopf in Rückenlage gedreht, folgt der Körper „en bloc“. * physiolog: bis zum 3. LM, danach sollte eine selektive Beweglichkeit möglich sein.
Körperstellreaktion auf den Körper
* sie ermöglicht bei einer Drehung die Rotation zwischen Schulter- und Beckengürtel. * physiolog: sie sollte bis zum 7. LM voll entwickelt sein, wenn sich das Kind von Rücken- in Bauchlage und zurück drehen kann. Sie ist Voraussetzung für die Ausrichtung des Kopfes, des Rumpfes und der Extremitäten gegen die Schwerkraft.
Sprungbereitschaft
* Mit den Händen seitlich am Becken wird das getragene Kind zügig bauchwärts zur Unterlage geführt ? das Kind bringt die Arme zum Abstützen nach vorne. * physiologisch: ab dem 5. LM auslösbar.
Gleichgewichtsreaktionen
Bei einer Veränderung der Unterstützungsfläche oder einer Verschiebung des Körperschwerpunktes kommt es zu Halte- und Stützreaktionen. * ab 6. LM: in Bauchlage, durch seitliches Kippen der Unterlage * ab 7. LM: in Rückenlage, durch seitliches Kippen der Unterlage * ab 1. LJ: im Sitz, in allen Richtungen. Im Vierfüßlerstand durch Kippen der Unterlage * ab 2. LJ: im Stand * ab 3. LJ: im Gang
Volksglaube
Eine überall bekannte alte, Kindern oft als erste Erklärung angebotene europäische Mär besagt, dass der Storch die Babys bringe. Der Weißstorch wird dementsprechend oft in der Werbung für Säuglingsartikel verwandt.
Quelle: wikipedia.de