Meine Tochter trauert

  1. 22.09.2014, 15:01 Meine Tochter trauert #1

    Hi! Und schon wieder melde ich mich mit einem Katzenproblem. Ich schrieb ja in einem anderen Beitrag, dass Elisa unbedingt eine Katze will. Nun ja, ich habe nicht erwähnt, dass sie vor vier Jahren bei ihrer Oma schon einmal eine Katze hatte. Mimi hieß sie. Und diese Mimi war wirklich alles für meine Elisa. Die beiden sind stundenlang auf einer Bank draußend gesessen, haben gekuschelt und Eli hat ihr Thunfischleckerlies gegeben. Mimi ist ihr hinterhergelaufen, hat nach ihr gerufen, wenn wir wieder heimgefahren sind usw. Gespielt haben sie nicht, denn Mimi war blind und hatte Angst vor Spielzeug. Und dann ist Mimi gestorben. Elisa war natürlich am Boden zerstört. Hat wirklich drei Tage kein Wort herausgebracht. Ist nur an Mimis Grab gesessen, das wir zusammen gemacht haben. Hat auch Ärger in der Schule bekommen, weil sie sich gar nicht konzentrieren konnte und ständig Haisaufgaben falsch und unvollständig gemacht hat. Das war einen sehr schwere Zeit. Am Tag danach hatte sie sogar Fieber. Vor Schock hat der Arzt gesagt. Ich dachte, das wäre jetzt schön langsam vorbei, aber nix da. Um Eli zu zitieren: “Wir hätten ewig so weitermachen können. Aber das Schicksal meinte es anders” Das hat sie vor drei Tagen gesagt. Und noch immer hockt sie jedes mal, wenn wir wieder zur Oma fahren, auf der weißen Plastikbank und streicht über die Decke, auf der die Katze immer gelegen ist. Manchmal weint sie offenbar auch nachts. Ich höre sie manchmal. Das kann doch nicht mehr normal sein? Sie war zehn, als ihre Katze gestorben ist. Jetzt ist sie vier Jahre älter. Was soll ich denn machen? Mit ihr reden funktioniert nicht, sie dreht sich um und schließt sich in ihr Zimmer ein, wenn sie den Namen “Mimi” auch nur hört. Hat jemand Erfahrung mit so etwas? Liebe Grüße,

    Marishe

  2. 22.09.2014, 15:29 Meine Tochter trauert #2

    Was ist schon “normal”? Und wer hat vorzugegeben, was “normal” ist? Trauer an sich ist etwas Sinnvolles, da sie hilft, den Abschied von einem nahestehenden Wesen zu verarbeiten sowie zu erleichtern. Laut Kast und Spiegel durchläuft der Trauernde vier Phasen (vgl. WIKIPEDIA). Deine Tochter ist eben ein besonders sensibles Wesen. Gewiss könnte man sie zu einem Kinder- und Jugendpsychiater “schleppen”, der wahrscheinlich zu dem Schluss kommen würde, dass Elisas Trauergefühle nach so vielen Jahren pathologischen Charakter hätten. Damit wäre niemandem geholfen. Ich denke, dass jeder auf seine individuelle Weise trauert und auch ein Recht hat, dieses zu tun.

    Solange du nicht das Gefühl hast, dass deine Tochter in eine “echte” Depression abrutscht, würde ich sie “in Ruhe” lassen.

  3. 22.09.2014, 21:57 Meine Tochter trauert #3

    Du hast sie nicht gesehen. Es gibt Tage, an denen sie überhaupt nicht lächelt. Und ich achte sehr darauf, dass ich meine Kinder jeden Tag mindestens einmal lächeln sehe. Einen schlechten Tag hat jeder mal, aher vier Jahre? Und an jedem 17.11 (der Todestag der Katze) hockt sie draußen auf dieser Bank und ist überhaupt nicht ansprechbar. Das kommt im Moment öfter vor. Dass sie einfach üherhaupt nicht reagiert, wenn man sie anspricht. Oder mich anfaucht, dass ich sie gefälligst in Ruhe lassen soll. Askach ich natürlich auch, aber in letzter Zeit fällt mir immer öfter auf, dass sie wieder vollkommen fertig aussieht. Als wir im Tierheim waren, damit sie wenigstens manchmal mit einer Katze kuscheln kann, hat sie extra nach einer blinden Katze gefragt. Sie hat dabei so sehnsüchtig ausgesehen. “Mimi ist meine Sucht. Man vergisst Suchten niemals Mama. Merk dir das. Über Suchten kommt man niemals hinweg.” Hat sie mir gesagt.
    Ich will ihr wenigstens irgendwie helfen. Irgendetwas tun, damit es ihr besser geht. Ist das so merkwürdig? Ich würde sie deshalb nicht zum Psychater schicken. Dem würde sie sowieso nichts erzählen wenn sie nicht einmal mit mir redet.

  4. 22.09.2014, 22:42 Meine Tochter trauert #4

    Natürlich habe ich deine Tochter nicht gesehen und kann mir ohnehin kein “abschließendes Urteil” anmaßen. So, wie du Elisa und ihr Verhalten nun schilderst, könnte sie zumindest an einer depressiven Episode leiden, was ich von einem entsprechenden Facharzt abklären lassen würde.

    Unternimmt sie eigentlich prinzipiell viel? Hat sie gute Freunde bzw. Freundinnen?

  5. 28.09.2014, 20:15 Meine Tochter trauert #5

    Hallo Marishe, wie geht es deiner Tochter zurzeit? Wie oft hilft sie nun eigentlich im Tierheim aus? Konntet ihr feste und regelmäßige Zeiten vereinbaren? Aus welchem Grund wollte Elisa unbedingt eine blinde Katze “haben”? Meine Vermutung mit der “depressiven Episode” ist und bleibt nur eine Vermutung; du als Mutter weißt selbstverständlich am ehesten, wie sich Elisa fühlt.

    Ich wundere mich im Übrigen ein wenig darüber, dass du in deinem ersten “Katzen-Thread” gar nichts davon erwähnt hast, dass Elisa seit nunmehr vier Jahren um ein Kätzchen, welches bei ihrer Großmutter lebte, trauert.

  6. 30.09.2014, 17:41 Meine Tochter trauert #6

    Hallo, Sie ist jetzt Montags und Donnerstags im Tierheim. Das tut ihr schon gut, aber erst letztens habe ich einen “Brief an Mimi” gefunden. Dort sagt sie ihrer Katze so Sachen wie: “Ich vermisse dich jede einzelne Sekunde meines Lebens. Jeder Augenblick ohne dir ist wie ein Nadelstich direkt ins Herz.” Oder auch: “Ich finde das Leben so unfair, ich könnte alles haben, aber was ich will, bekomm ich nicht.” Mimi war blind, deshalb wollte sie unbedingt mal wieder eine blinde Katze sehen.

    Und ja, wegen dem ersten Thread: Es ging mir dort hauptsächlich darum, dass ich Eli gerne die Möglichkeit geben würde, eine Katze zu haben. Dass es ihr so schlecht geht, fällt auch nicht wirklich auf, aber so Sachen wie dieser Brief, odee die Tatsache, dass Mimi ihr Handyhintergrundbild ist, sagt schon einiges über meine Tochter aus, denke ich.

  7. 30.09.2014, 19:25 Meine Tochter trauert #7

    Liebe Marishe, was bedeutet es konkret, wenn du schreibst, du hättest einen “Brief an Mimi” gefunden? Für DICH war er wohl nicht bestimmt. Schnüffelst du in den privaten Unterlagen deiner Tochter?! Das ist der Vertrauenskiller Nummer 1. Was das Schlecht-Gehen bzw. Nicht-Schlecht-Gehen deiner großen Tochter betrifft, widersprichst du dir in gewisser Weise. Es geht ja auch nicht darum, inwiefern Elisas Verhalten auffällig ist, sondern wie es ihr und ihrer Psyche geht. Dass Elisa Mimi als Handyhintergrundbild verwendet, empfinde ich keinesfalls als tragisch.

    Hat sie neben Katzen denn noch andere Hobbys bzw. Interessen? Hat sie gute Freunde? (Dies fragte ich bereits sinngemäß vor einiger Zeit, erhielt darauf allerdings keine Antwort.)

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