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17.07.2014, 22:54 Wart ihr schon einmal bei einer “atheistischen” Beisetzung? #1
Wart ihr schon einmal bei einer “atheistischen” Beisetzung? Falls dem so sein sollte: Wie läuft derlei ab? Ich selbst war bisher nämlich ausschließlich auf christlichen Beerdigungen und kann mir beispielsweise eine Grabrede, in der nicht ansatzweise von Gott die Rede ist, nicht im Entferntesten vorstellen. Die 90 Jahre alt gewordene Oma meiner Freundin aus Hamburg wird nämlich morgen in Schwerin zu Grabe getragen. Jeannette (meine Freundin) hat noch nie in ihrem Leben an einer Beerdigung “teilgenommen” und hat recht große Angst davor. Ich versuche immer wieder, ihr mit Sprüchen wie “In einem solch begnadeten Alter ist der Tod eine Erlösung!” etc. Mut zuzusprechen, aber selbst die Vokabel “Erlösung” kommt doch wohl unter Atheisten gar nicht vor, oder?
Liebe Grüße von Glashaus73
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17.07.2014, 23:15 Wart ihr schon einmal bei einer “atheistischen” Beisetzung? #2
Oh, … Nein, eine atheistische Beisetzung habe ich bisher, meines Wissens nach, auch noch nicht “mitgemacht”. Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass die so großartig anders ablaufen wird, als eine “normale” Beerdigung. Gut, von Gott wird da vermutlich nicht unbedingt gesprochen, Bibelsprüche und dergleichen wird es wohl auch nicht geben.
Ich könnte mir vorstellen, dass der Redner sich darauf beschränkt, aus dem Leben der Verstorbenen zu erzählen; was ich mithin schöner finde, als dieses “christliche Zeugs”. Ich meine … Darum sollte es doch gehen bei einer Beerdigung. Um den Menschen, um den getrauert wird.
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17.07.2014, 23:39 Wart ihr schon einmal bei einer “atheistischen” Beisetzung? #3
Ja, natürlich sollte es um den Menschen gehen, um den getrauert wird. Bei den Beerdigungen meiner Großeltern und meiner Urgroßmutter habe ich dies auch stets so erlebt, dass recht viel über das Leben und Wesen der jeweiligen Personen in die Grabrede einfloss. Der Pastor hatte sich stets zuvor ausführlich mit den Angehörigen über die Verstorbenen unterhalten und kannte sie mitunter auch persönlich. Als meine Lieblings-Oma im Alter von 98 Jahren beerdigt wurde, wurden zum Beispiel auch die Lieder aus dem Gesangbuch gespielt und gesungen, welche sie ganz besonders geliebt hat – und immer so gerne gesungen hat, wenn der Pastor zu ihrem Geburtstag zu Besuch kam. WIE sie dann stets aufblühte! Das war wundervoll anzusehen! Ich finde die Vorstellung einer “atheistischen” Beisetzung insofern merkwürdig, als dass man ja nicht einmal dem Herrn für das wundervolle lange und erfüllte Leben des Verstorbenen danken kann. Beispielsweise … Und: Was kommt danach? Wird auch Sand auf den Sarg/die Urne geschüttet? Nein, wohl kaum … Meine Omi, von der ich hier schreibe, hat ganz, ganz fest daran geglaubt, dass sie nach ihrem Tod in den Himmel kommt – und insofern war für uns alle ihre Beerdigung eine “runde Sache”. GEHET HIN IM FRIEDEN DES HERRN … So etwas würde mir auch fehlen … Allerdings ist von der Verwandtschaft meiner Freundin Jeannette, soweit ich weiß, niemand, wirklich niemand in der Kirche … Mithin wäre es für diese Trauergemeinde wahrscheinlich befremdend, wenn irgendjemand auf einmal von Gott sprechen würde …
PERSPEKTIVENWECHSEL!
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18.07.2014, 12:09 Wart ihr schon einmal bei einer “atheistischen” Beisetzung? #4
Mein Bruder hatte eine “atheistische” Beerdigung.Er bestand auch darauf,dass der Pastor erst garnicht redet.Das reden haben dann wir Familienangehörigen und Freunde übernommen.Drei seiner Lieblingslieder wurden vorgespielt,wir erzählten über unsere Erlebnisse mit ihm(natürlich nur die guten) und ein Kapitel aus seinem Lieblingsbuch wurde vorgelesen.
Da er verbrannt wurde waren wir bei der eigentlichen Beisetzung nicht dabei da er anonym beerdigt werden wollte. -
18.07.2014, 14:10 Wart ihr schon einmal bei einer “atheistischen” Beisetzung? #5
Dass das Reden von Freunden und Familienangehörigen übernommen wurde, finde ich sehr schön, liebe Niki! Meist – wie auch bei der Urnenbeisetzung von Jeannettes Oma am heutigen Tage – übernimmt die Grabrede bei “atheistischen” Beerdigungen ja ein “unbekannter” Herr bzw. eine “unbekannte” Dame. Mein Vater äußert in letzter Zeit auch des Öfteren, dass er anonym beerdigt werden möchte. Komisch … Vor etwa fünf Jahren hätte er so etwas noch nicht von sich gegeben …
Weshalb wollte dein Bruder anonym beigesetzt werden, liebe Niki?
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18.07.2014, 14:35 Wart ihr schon einmal bei einer “atheistischen” Beisetzung? #6
Das weiss ich nicht genau,aber ich schätze, damit es für alle zum einen preiswerter ist und zum anderen damit niemand sich verpflichtet fühlt das Grab in Ordnung zu halten.Das ganze ist auch schon gute 20 Jahre her.Er ist auf dem Stoffler-Friedhof gleich am Volksgarten beerdigt.
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18.07.2014, 14:43 Wart ihr schon einmal bei einer “atheistischen” Beisetzung? #7
Dann war dein Bruder zum Zeitpunkt seines Todes wohl noch ausgesprochen jung, oder?
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18.07.2014, 20:19 Wart ihr schon einmal bei einer “atheistischen” Beisetzung? #8
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18.07.2014, 20:28 Wart ihr schon einmal bei einer “atheistischen” Beisetzung? #9
HEFTIG … In solchen Momenten würde ich mir auch die Theodizee-Frage stellen und unwillkürlich an Luthers Bibel-Vers: “Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?” denken.
Bei den Beerdigungen, bei welchen ich zur Trauergemeinde gehörte, waren die Verstorbenen sehr alt und hatten meist schon im Vorfeld den Wunsch geäußert, sterben zu wollen. Insofern waren diese Beisetzungen “harmlos” und man konnte dem lieben Gott wirklich nur für die Erlösung nach fast einem Jahrhundert Lebenszeit danken.
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18.07.2014, 20:40 Wart ihr schon einmal bei einer “atheistischen” Beisetzung? #10
Naja,ich glaube bei meinem Bruder trifft es nicht ganz so zu,denn er ist nicht an einer Krankheit gestorben.Ich meine letztendlich natürlich schon,aber diese hat er selbst zu verantworten.
Er war schon immer sehr labiel und hatte dann leider irgendwann die falschen Freunde.So kam er an Drogen und war schliesslich Heroin abhängig.An einen der Spritzen hat er sich dann mit dem HIV-Virus infiziert und ist dann im Alter von 27 Jahren an den Folgen davon verstorben.Es war eine schlimme Zeit und ich vermisse ihn noch heute,denn trotzallem haben wir uns immer sehr gut verstanden und wenn er nicht gerade auf Entzug war hatten wir richtig viel Spass zusammen.
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18.07.2014, 20:42 Wart ihr schon einmal bei einer “atheistischen” Beisetzung? #11
Wirklich heftig! Darf man fragen an was er gestorben ist?
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18.07.2014, 20:47 Wart ihr schon einmal bei einer “atheistischen” Beisetzung? #12
Wir haben wohl Zeitgleich geschrieben und gelesen Rosa!Ich denke die Frage ist beantwortet!
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18.07.2014, 21:03 Wart ihr schon einmal bei einer “atheistischen” Beisetzung? #13
Heroinsucht (Sucht an sich) ist eine anerkannte Krankheit, liebe Aydo! Dein Bruder ist doch nicht “aus Spaß” heroinabhängig geworden. Wenn du schreibst, er sei für seinen Tod bzw. seine Erkrankung in gewisser Weise selbst verantwortlich, so kann ich dieses beim besten Willen nicht nachvollziehen.
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18.07.2014, 21:15 Wart ihr schon einmal bei einer “atheistischen” Beisetzung? #14
Doch,Drogen gaben ihm einen Kick.Er wollte nicht vergessen oder verdrängen,sondern sah alles als einen riesen Spass. Als er das merkte war es aber schon zu spät!Sich Heroin zu spritzen ist eine bewusste Entscheidung und kann man sich nicht auf dem Klo einfangen.Ich meinte auch nicht die Sucht nach Heroin die er selbst zu verantworten hat,sondern die Infektion mit dem HIV-Virus.
Er selbst hat oft genug gesagt,dass das die dümmste Entscheidung war die er je gemacht hat.Aber man wollte ja nur mal ausprobieren wie es ist.
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18.07.2014, 21:19 Wart ihr schon einmal bei einer “atheistischen” Beisetzung? #15
Ich denke man kann schon selbst entscheiden ob man drögen nehmen will, oder nicht.
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18.07.2014, 22:37 Wart ihr schon einmal bei einer “atheistischen” Beisetzung? #16
Na, es mag ja sein, liebe Niki, dass dein Bruder “aus Spaß” angefangen hat … Aber wenn man dann in einer solchen Sucht “steckt”, kann man eben nicht mehr selbst entscheiden, ob man Heroin nimmt oder nicht, weil die Sucht einen “voll im Griff” hat. Gab es vor 20 Jahren eigentlich noch keine Substitutionsmöglichkeiten, liebe Aydo? Und: Woran ist dein Bruder offiziell gestorben? An einer Lungenentzündung vielleicht? Inzwischen gibt es ja so einige renommierte Kritiker, die die Existenz von AIDS als Seuche anzweifeln. Ein Nachweis von HI-Viren liegt nicht vor, und ob HIV gleich AIDS bedeutet, ist auch mehr als fraglich. Ich habe mich im Jahre 2006 sehr eingehend mit dieser Materie beschäftigt – und kann jedem bezüglich dieser Thematik das KAPITEL 3 des Buches “Virus-Wahn” von Dr. Claus Köhnlein und Torsten Engelbrecht wärmstens empfehlen.
Aber: Wie ich gerade merke, kommen wir hier extrem vom eigentlichen Thema dieses Threads ab.
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18.07.2014, 23:02 Wart ihr schon einmal bei einer “atheistischen” Beisetzung? #17
Zurück zum eigentlichen Thema: Soeben habe ich eine SMS meiner Freundin erhalten: “Hi, ich bin noch auf dem Rückweg. Habe alles gut überstanden. Ich habe sogar mein selbst geschriebenes Gedicht vorgetragen. Ich fand die Beerdigung nicht schlimm. Einfach menschlich. Und ich bin so froh, dabei gewesen zu sein!”
Das freut mich wirklich sehr.
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19.07.2014, 11:04 Wart ihr schon einmal bei einer “atheistischen” Beisetzung? #18
Das steht ausser Frage liebe Ulrike.Wir reden hier aber nicht von einer Sucht nach Tabletten die einem wegen Krankheit verordnet wurden und man dann nicht mehr davon los kommt,sondern eine Sucht die man selber herbeigeführt hat,weil man eine falsche Entscheidung getroffen hat.Ich kann nichtmehr zählen wie oft mir damals Drogen angeboten wurden und ich habe immer nein dazu gesagt.Mein Bruder war da leider nicht so konsequent! Mein Bruder war einige Male im Methadon Programm,als er dann aber die Diagnose HIV bekam fiel er erstmal in ein Loch.Damals war er gerade 20 Jahre alt und wollte Medizin studieren,er wollte Kinderarzt werden.Diesmal nahm er die Drogen wieder um zu vergessen.Etwa 1 Jahr vor seinem Tod fing er dann wieder an Methadon zu nehmen,aber es war bereits zu spät und er lag einige Male mit Gürtelrose und Tuberkulose im Krankenhaus.Letztendlich ist er an einer Lungenentzündung gestorben und wie es sein Wunsch war zuhaue bei seiner Freundin. Über die Existenz von HIV kann man streiten oder nicht.Im endeffekt ist es mir ehrlich gesagt egal ob es als solches nachweislich ist oder nicht.Mein Bruder ist an etwas gestorben,dass man zur Zeit HIV nennt und das zählt und ist schlimm genug. Aber zurück zum eigentlichen Thema:
Ich denke,wenn man trauert ist es einem vermutlich auch egal ob mit oder ohne Bibeltext und Pastor.Ich habe mir damal jedenfalls keinen Gedanken darüber gemacht,ob die Beerdigung nun viel anders ist als die meiner Uroma.
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19.07.2014, 12:37 Wart ihr schon einmal bei einer “atheistischen” Beisetzung? #19
Ja, dir wurden so, so oft Drogen angeboten, Nicole? Mir wurde ein einziges Mal in Hamburg Heroin angeboten, worüber ich selbst derart erschrocken war, dass ich recht schnell die Flucht ergriff. Mir ging es damals, ich war 31 Jahre alt, psychisch ziemlich mies, aber ich würde Heroin alleine deshalb ums Verrecken nicht anrühren, weil man nicht weiß, womit es gestreckt ist.
Wenn man selbst gläubig ist, können die Worte des Pastors sowie der gesamte christliche Glaube meiner Ansicht nach durchaus eine wichtige Hilfe sein.
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19.07.2014, 14:17 Wart ihr schon einmal bei einer “atheistischen” Beisetzung? #20
Ja mir wurde sehr oft Drogen angeboten und mein Bruder hat sich jedesmal darüber geärgert.Das lag aber an den “Freunden” meines Bruders.Ohne ihn hätte ich solche Kontakte nicht gehabt und in meinem Freundeskreis oder auf der Strasse wurde ich darauf noch angesprochen.