Jetzt stellt sich wieder die Frage: Vor oder zurück? Richtig, die Uhr wird in der kommenden Nacht vorgestellt. Insbesondere kleine Kinder geraten durch die Zeitumstellung aus dem Gleichgewicht. Keine Problem mit der Sommerzeit hat dagegen eine Berufsgruppe, die immer zeitig aus dem Bett muss.
Wem der Schlaf heilig ist, der sollte am Samstag eine Stunde früher zu Bett gehen als sonst. Denn in der kürzesten Nacht des Jahres werden dem wehrlosen Schläfer 60 Minuten wertvoller Erholung einfach so gestohlen, indem die Uhren von zwei auf drei Uhr vorgestellt werden. Bis zum 25. Oktober gilt dann die Mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ).
Am 6. April 1980 beschloss die damalige Bundesregierung nach dem Schrecken der Ölkrise von 1973, die Sommerzeit einzuführen. Damit sollte das Tageslicht besser genutzt und dadurch Energie gespart werden. Allerdings zeigte sich schon bald, dass dieses Ziel nicht erreicht wurde. Nach Angaben des Umweltbundesamtes wird zwar in der Tat am elektrischen Licht gespart, dafür am Morgen aber mehr geheizt.
Die Bürger sind von der Zeitumstellung allem eins: verwirrt. Eine Stunde vor oder zurück? Länger schlafen oder früher aufstehen, länger hell oder schneller dunkel? Auch auf das eigene Zeitgefühl ist plötzlich kein Verlass mehr. Die Folge des Mini-Jetlags: Schlafstörungen, fehlendes Hungergefühl und mangelnde Konzentration. Angeblich steigt am Montag nach einer Zeitumstellung sogar die Zahl der Verkehrunfälle.
Von Montag an brauchen dann auch alle Erzieherinnen starke Nerven – auf unbestimmte Zeit. Denn gerade Kleinkinder in Kitas können ihre innere Uhr nicht von einem auf den anderen Tag umstellen: “Das kann drei bis vier Wochen dauern, bis sich der Rhythmus der Kinder neu eingespielt hat”, bestätigt Erzieherin Anja Miatke, die in einer Kindertagesstätte in Brühl bei Köln bereits Jungen und Mädchen ab einem Jahr betreut. “Sie sind einfach unausgeglichener, man muss ihnen viel zureden”, beschreibt sie ihre Schützlinge. Den Eltern rät sie, dem Nachwuchs Zeit für die Umstellung zu geben. Auch in der Kita werde in dieser Phase die Essenszeit etwas flexibler gehandhabt.
Die Tierpfleger im Berliner Zoo sind da weniger zimperlich. Ab Sonntag werden die Fütterungszeiten angepasst. Eine Übergangszeit ist nicht vorgesehen. Und auch nicht nötig, findet der Direktor des Zoos, Bernhard Blaszkiewitz. Denn die Tiere seien durch die längeren Öffnungszeiten im Sommer sowieso aus dem inneren Gleichgewicht gebracht. Huftiere wie Giraffen “laufen dann schon mal zwei bis drei Stunden vor dem Eingang des Stalls herum”.
Direkt von der Umstellung betroffen sind auch die Bäcker. Doch die sind hart im Nehmen. Christopher Kruse vom Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks hält die Zeitumstellung zwar persönlich “für den größten Unfug, den die Menschheit je erfunden hat”. Eine offizielle Stellungnahme der Bäcker zu diesem Thema gebe es aber nicht. Denn Müdigkeit sei bei Bäckern nunmal Teil des Berufsalltags. Sprich: Wer immer arbeitet, wenn andere schlafen, kann über ein Stunde mehr oder weniger eigentlich nur lachen.
Quelle: morgenpost.de